„Männer kippen schnell um“

BUCH-PREMIERE Das Leben eines weiblichen Fußball-Fans schildert „Der 12. Mann ist eine Frau“

■ 36, ist gebürtige Bremerin und Werder-Fan und seit 2005 als Moderatorin und Literaturkritikerin u.a. für die FAZ tätig.

taz: Frau Porombka, in der Einladung zu Ihrer Lesung steht, Fußball bräuchte wieder Typen wie Uli Borowka – warum das denn?

Wiebke Porombka: Fußball ist in den vergangenen Jahren immer glatter und optimierter geworden, es wird organisiert, was und wie viel die Spieler essen oder wie viel sie schlafen dürfen. Da fehlen Leute, die sich nicht dieser Funktionalität unterordnen, Leute mit Charakter.

Aber Borowka war Alkoholiker und auf dem Spielfeld berüchtigt für seine Fouls ...

Er ist ja auch nur ein Beispiel. Ein anderes wäre Arnautovic, der ist stolz und launisch – ich habe ein Faible für solche Leute. Die sind mir näher als so glatte Typen wie Robben.

Gibt es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Fußballfans?

Ich schaue gern allein Fußball, weil Männer mich aufregen. Die müssen immer kommentieren, tun so, als hätten sie jedes Foul gesehen und kippen schnell um: Sie werden motzig und ungehalten, wenn’s nicht so gut läuft. Frauen sind da treuer, empathischer, stellen sich nicht so in den Vordergrund.

Im Stadion oder auch auf Fan-Meilen scheinen Frauen und Männer sich aber nicht sonderlich voneinander zu unterscheiden.

Viele Frauen auf den Fan-Meilen interessieren sich nicht für Fußball, sondern sehen sich öffentlich Länderspiele an und präsentieren ihre Glitzer-Fingernägel. Das finde ich problematisch. Im Weser-Stadion habe ich den Eindruck, dass die Geschlechterverteilung recht gleich ist, das ist sehr angenehm. Das liegt aber auch daran, dass der Verein sehr mit der Stadt verwachsen ist.

Wie halten Sie’s denn mit Frauen-Fußball?

Ich schaue nicht gerne Frauen-Fußball. Ich hab’s versucht, weil ich dachte, man muss da solidarisch sein. Aber das war falsche political correctness. Es ist ja auch so, dass man Fußball immer im Kontext der Mannschaft sieht, der man anhängt – und das ist bei mir eine Männer-Mannschaft. Vielleicht schaue ich aber auch aus Neid ungern Frauen-Fußball: Ich wolle nämlich früher immer Fußball spielen, aber ich durfte nicht, da war meine Mutter einfach zu hanseatisch.  Interview: SCHN

19 Uhr, Wall-Saal, Zentralbibliothek