DER RECHTE RANDWORÜBER SICH DIE „GERMANIA“-BURSCHEN EMPÖREN
: Zoff um Deserteure

Nein, sowas will man „nicht unwidersprochen“ hinnehmen: Über die „Glorifizierung von Deserteuren“ lässt sich Raphael Thiermann, Mitglied der „Hamburger Burschenschaft Germania“, in der aktuellen Ausgabe des „deutschen Nachrichtenmagazins“ Zuerst aus. Sie stehe im „eklatanten Widerspruch zur bundesdeutschen Rechtsordnung, nach der ‚Fahnenflucht‘ unter Strafe steht“.

Anlass für die Empörung der Burschenschaft, bei der NPD-Anhänger aktiv waren und rechte Persönlichkeiten referierten, ist ein Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft: Das Stadtparlament hatte im April entschieden, einen „Gedenkort für Deserteure“ zu errichten – auch mit Stimmen der CDU. Die „Bundeswehr-Uni hüllt sich in peinliches Schweigen“, äußert nun Thiermann in der Zuerst, und die CDU habe „wieder einmal“ bewiesen, dass sie sich als „konservative Partei verabschiedet hat“.

Anfang Mai verteilten „Germania“-Mitglieder bei einer Veranstaltung des „Bündnisses für ein Hamburger Deserteurs-Denkmal“ in der Innenstadt entsprechende Flugblätter: „Wer im Krieg seine Kameraden, seine Familie und sein Volk im Stich lässt und gegen die eigenen Landsleute kämpft, der ist kein Held“, hieß es darauf. Gestört wurde auch ein Vortrag des Zeitzeugen Ludwig Baumann. Der Wehrmachtssoldat desertierte 1942 in Frankreich: „Ich hatte erkannt, dass es ein verbrecherischer, völkermörderischer Krieg war.“

Die „Stilisierung von Deserteuren“ ist Thiermann zufolge eine „Verunglimpfung aufrechter deutschen Soldaten“. Neben der Ehrung an sich stoßen sich die „Germanen“ auch daran, dass der geplante Gedenkort angeblich 730.000 Euro kostet.

Laut Felix Krebs, Mitherausgeber des verbindungskritischen Buches „… und er muss deutsch sein“, erhielt die „Germania“ selbst schon Geld von der Bürgerschaft: 7.500 Euro flossen demnach im Jahr 2003 – für „Instandsetzungsarbeiten“.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland