DIE WERBEPAUSE
: NSA gegen Psst

„Manches teilt man gerne online – anderes nicht“. So macht Microsoft Werbung für seinen Internet-Explorer. Mit dem Kampf für die Privatsphäre also. Viele wohlige Bilder sind zu sehen: das kleine Mädchen im rosa Feenkostüm und Sonnenbrille. „Ein echter kleiner Star“, der es bei YouTube zu was bringen kann. Was nicht ins Netz darf, ist ihr Riesenlampenfieber. Die große Karriere wäre in Gefahr. Also psst! Und auch Klassenbucheinträge, erste Freunde oder Finanzprobleme müssen geheim bleiben. Und Microsoft hilft dabei. Die Produkte aus Redmond sind ein Ort der Diskretion.

Dass das blanker Unsinn ist, haben Washington Post und Guardian gerade enthüllt. Beide Blätter haben herausgefunden, dass der US-Geheimdienst NSA seit 2007 Zugriff auf Microsoft-Nutzerdaten hat. Bei seiner Lektüre zeigt sich der Dienst unersättlich – vor allem bei US-Kommunikation mit dem Ausland. Er verschlingt alles: von der E-Mail übers Foto bis zum Login. Er kennt all die Fakten, die Microsoft als gut behütete Geheimnisse verkauft. Die NSA weiß von Lampenfieber und Finanzproblemen. Microsofts Versprechen ist eines, dass sich nur mit gekreuzten Fingern vortragen lässt.

Und weil Microsoft das weiß, haben sie beim US-Konzern gleich eine Antwort auf die zu erwartende Kritik in die Kampagne eingebaut: „Die Trennung zwischen dem, was öffentlich wird, und dem, was privat bleibt, wird vielleicht nie perfekt sein.“ Die NSA waltet nach Belieben und die Windows-Macher zwinkern ihr schelmisch zu. CF