Ein Derby zum Vergessen

Keine Tore in der Arena AufSchalke. Das ewige Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund sorgt für mittelmäßige Stimmung – bei Spielern, Fans und Verantwortlichen

Kevin Kuranyi war von guter Form so weit entfernt wie von Selbstkritik

AUS GELSENKIRCHENMARCUS BARK

In ihrer eigenen Marschtabelle hinken die Schalker dem Soll gar nicht einmal so weit hinterher. Zwei Punkte wollten sie im Schnitt pro Spiel holen, um mindestens Dritter in der Bundesliga zu werden. Nach 19 Partien haben sie jetzt 35 Punkte. In der Rechnung, die gemeinhin als Tabelle bekannt ist, ist die Diskrepanz zwischen Soll und Haben größer. Der Hamburger SV auf dem dritten Rang hat sechs Zähler mehr. Richtig gut sieht die Bilanz der Schalker beim Torverhältnis aus, allerdings nur hinter dem Doppelpunkt. Mit zwölf Gegentoren stellen die Königsblauen die beste Defensive. Es gibt jedoch auch den Wert vor dem Doppelpunkt, und der ist dramatisch schlecht. Mit 22 Treffern haben die Schalker drei weniger erzielt als der Tabellenletzte 1. FC Kaiserslautern.

Das 0:0 im Revierderby gegen Borussia Dortmund war die logische Folge der Schalker Stärken und Schwächen. Wobei der FC Trifftnix 04 gegen den BVB Harmlos 09 in der Defensive kurzzeitig externe Hilfe benötigte. Der ansonsten vorzügliche Schiedsrichter Knut Kircher verweigerte den Dortmundern in der 44. Minute nach Foul von Mladen Krstajic an Salvatore Gambino einen Elfmeter. „Klarer geht es nicht“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Dieser Meinung schlossen sich die Schalker an.

Ohne Widerspruch blieb auch eine Aussage von Mirko Slomka. „Die Null steht, aber wir können nicht damit zufrieden sein, dass wir so wenige Torchancen hatten“, sagte der 38 Jahre alte Trainer. Sein Dortmunder Kollege Bert van Marwijk führte zu Recht an, dass die Innenverteidigung des BVB mit Christian Wörns und Markus Brzenska überragend gewesen sei. Aber dermaßen hilf- und konzeptlos wie in der zweiten Halbzeit hatten die Schalker Fans ihre Mannschaft in dieser Saison noch nicht erlebt.

„Wir sind spielerisch nicht zur Entfaltung gekommen, weil die Dortmunder mit zehn Mann hinter dem Ball standen“, suchte Fabian Ernst die Schuld bei den Falschen. In den ersten 45 Minuten brachte Lincoln noch Ideen ins Schalker Spiel, was auch zu Chancen führte. Nach dem Wechsel ließ der Brasilianer stark nach. Das zog die gesamte Mannschaft nachhaltig herunter. Die Folge war planloses Gekicke. Mit hohen Bällen aus dem Halbfeld können ohnehin nur wenige Stürmer etwas anfangen. Kevin Kuranyi gehört nicht zu ihnen, und am Samstag wollte ihm erst recht nichts gelingen. Der Nationalspieler war von guter Form so weit entfernt wie von Selbstkritik. Wenn er ein Tor geschossen hätte, wäre es ein gutes Spiel von ihm gewesen, strapazierte Kuranyi den unvermeidlichen Angreifer-Konjunktiv.

Die Zuschauer wollten die schwache Leistung mit einer Auswechslung quittiert sehen und pfiffen laut, als Slomka den ebenfalls schwachen Ebbe Sand vom Feld nahm und Gerald Asamoah brachte. Später kam auch noch Sören Larsen, und so war das gesamte Quartett im Einsatz, das einst dazu auserkoren war, die Bayern zu schrecken.

Am Samstag wusste sie nicht einmal, wie sie Markus Brzenska in Verlegenheit bringen sollten. Der Borusse wirkte nur in einer Szene verlegen. Als er gefragt wurde, ob es so leicht gewesen sei, Kuranyi auszuschalten, wie es aussah, stieß Brzenska kräftig Luft aus: „Pfffff.“ Dann sagte er politisch korrekt: „Kuranyi ist Nationalspieler, da kann es nicht so leicht sein.“ Brzenska und Kollegen waren froh über den Punkt. „Das ist leistungsgerecht“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Viel mehr wird von diesem Derby nicht in Erinnerung bleiben.