Der Terror und der Müll

BRUNSBÜTTEL-PROZESS

Peter Dreckmann kommt aus Brunsbüttel und will dort keinen Atommüll. Und er ist jemand, der Finsteres denkt: Zum Beispiel, dass Terroristen die Fässer mit radioaktivem Material ins Visier nehmen, die beim abgeschalteten Atomkraftwerk lagern. Also zog Dreckmann im Jahr 2003 erstmals vor Gericht, um das Zwischenlager verbieten zu lassen.

Am Montag geht das Verfahren vor dem schleswig-holsteinischen Oberverwaltungsgericht in Schleswig in eine neue Runde. Brisant: Inzwischen dreht es sich nicht mehr nur um Müll aus Brunsbüttel selbst, schließlich hat das Land Schleswig-Holstein den Ort als mögliches Zwischenlager auch für Castoren mit stark radioaktivem Abfall angeboten.

Für die Landesregierung wäre es eine Blamage, wenn der Kläger nun Recht bekäme. Denn erst das großzügige Angebot aus Kiel hatte ja den Weg frei gemacht für das „Zwischenlagersuchgesetz“. Fiele Brunsbüttel als Standort aus, müsste Schleswig-Holstein einen anderen Ort suchen – oder das Angebot ganz zurückziehen. Und das könnte die gerade erst beendete Debatte auf Bundesebene zurück auf Anfang setzen.

Damit die von Dreckmann vermuteten finsteren Mächte nicht kurzerhand im Gerichtssaal mitschreiben, wie genau das Gelände gegen Angriffe geschützt ist, hat das Bundesamt für Strahlenschutz nicht alle Akten freigegeben. Aber braucht es wirklich Terroristen, um das Zwischenlager zu einer Gefahr für die Anwohner zu machen? Im März vergangenen Jahres tauchten Bilder von Müllfässern auf, die nur noch vom Rost zusammengehalten wurden.

Heftige Kritik an Kraftwerks-Betreiber Vattenfall kam damals vor allem von den Parteien, die inzwischen das Land regieren: Strenger behandelt als Vattenfall, sagte etwa Lars Harms vom SSW, würde „jeder Imbissbudenbesitzer“.  EST