Kritik nach Kälte-Tod
: Unterkünfte verbessern

Nachdem am Wochenende der zweite obdachlose Mann in diesem Winter in Hamburg erfroren ist, hat die GAL-Fraktion gestern den Senat aufgefordert, das Winternotprogramm nachzubessern. Zwar gebe es rein rechnerisch genügend Übernachtungsplätze für Obdachlose in der Stadt. Das Angebot werde aber zu wenig angenommen, warnte GALierin Martina Gregersen. Um Abhilfe zu schaffen, sei mehr aufsuchende Sozialarbeit vonnöten sowie eine bessere Erreichbarkeit und erleichterten Zugang zu den Unterkünften.

Stefan Karrenbauer von der Obdachlosen-Zeitung „Hinz und Kunzt“ meinte, um wirksam zu verhindern, dass Menschen erfrieren, müsste es mehr „annehmbare Unterkünfte“ geben. Die 290 Plätze im Pik As und an der Sportallee haben ausschließlich Zwei- oder Mehrbettzimmer. Einige Obdachlose hätten aber „den Wunsch, einen Raum für sich zu haben, wo sie die Tür zumachen können“.

Weiteres Hemmnis für die Notunterkunft Sportallee wäre die Entfernung. Zwar bringe ein Bus der Caritas die Leute abends nach Alsterdorf, jeden Morgen müssten sie aber das Haus „mit Sack und Pack“ verlassen und zu Fuß weiter. Hilfreich, so Karrenbauer, wäre ein Schrank, in dem sie ihre Habe einschließen können, und die Wiedereinführung des Sozialtickets.

Wie berichtet, hatte die Polizei am Sonntag in einem Zelt an der Autobahnabfahrt Öjendorf die Leiche eines Mannes gefunden. „Er war verwahrlost, ausgezehrt und verdreckt“, schildert Polizeisprecher Andreas Schöpflin den Zustand des Toten. Die Leiche habe vermutlich schon mehrere Tage dort gelegen. Vermutete Todesursache: körperliche Auszehrung in Verbindung mit Kälte. Den Montag zuvor war ein erfrorener Obdachloser in Neugraben gefunden worden.

„Das sind zwei Tote zuviel“, sagt Peter Braun, Sprecher der Hamburger Feuerwehr, die in Zusammenarbeit mit den Kirchen und der Polizei Obdachlose an ihren Schlafstätten aufsucht. „Den Innenstadtbereich haben wir im Blick“, erklärt Braun. „Es ist uns aber personell nicht möglich, alle Wiesen zu kontrollieren.“ kaj