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: Promi-Schwanz

„Durch die Nacht mit …“, 1.00 Uhr, Arte

Will man wirklich wissen, dass Leander Haußmann es hasst, wenn seine Freundin den letzten Rest Sauce auf dem Teller mit dem Finger aufstippt? Oder wo Alice Schwarzer ihr neues Kleid gekauft hat, das Haußmann irrtümlich für einen sehr weit geratenen Pullover hält? Allzu gern würde man diese Frage ganz entschieden ver-nein!-nein!-nein!-en, doch zeigt gerade die Überzogenheit dieser Reaktion, das man diese Sendung so einfach nicht abtun kann.

Die Faszination der arte/ZDF-Reihe „Durch die Nacht mit …“ besteht darin, dass der Zuschauer sich zurücklehnen und beim Kennenlernen anderer Mäuschen spielen kann. Diesmal besucht Leander Haußmann Alice Schwarzer in Köln. „Ich mach dir ’ne Mischung aus Touri und intim“, verspricht Schwarzer und Haußmann erwartet einen „unterhaltsamen, anregenden Abend“. Doch daraus wird leider nichts – zumindest nicht für den Zuschauer.

Je länger das Treffen dauert und je schwerer die prominenten Zungen werden, desto schaler wird das anfängliche Vergnügen. Zu banal und vorhersehbar sind die Gespräche vor wechselnden Kulissen. Dass Haußmann sich künstlerisch nicht ernst genommen fühlt und Schwarzer vermutet, „dass ich nur deswegen so gut reden kann, weil ich nicht schlagen kann“, ist genau die Form von Larmoyanz und Küchenpsychologie, die man schon im persönlichen Kneipengespräch kaum erträgt. Beim Italiener kommt’s schließlich zum Promi-Schwanzvergleich. Haußmann erzählt von Zadek, Schwarzer übertrumpft ihn mit Anekdoten von Treffen mit Sartre. Zum Glück waren da keine Kameras dabei. DAVID DENK