Geld und Arbeit entkoppeln

VORTRAG Initiatoren eines brasilianischen Pilotprojektes für das Grundeinkommen berichten

■ ist Begründer des „Bremer Dialogs Grundeinkommen“

taz: Seit 2008 bekommen die Einwohner eines brasilianischen Dorfes ein Grundeinkommen. Wie haben die Menschen reagiert, Herr Hövener?Jan Hövener: Viele konnten nicht glauben, dass es das Geld „einfach so“ gibt. Sie dachten, Politiker wollten die nächste Wahl gewinnen oder die Mafia Geld waschen, deshalb wollten viele nicht mitmachen. Mit der Zeit wuchs aber auch das Vertrauen der Einwohner.

Und heute?

Zu Beginn wollten nur 27 Einwohner teilnehmen, heute sind es 65. Zudem planen die Initiatoren, den monatlichen Betrag von 30 Reais – das sind knapp zwölf Euro – auf 50 Reais zu erhöhen.

Und wie wird das finanziert?

Größtenteils zahlen das die Mitarbeiter der ReCivitas-Organisation aus eigener Tasche. Das ist eine NGO, die die Bürgergesellschaft wiederbeleben will.

Woher kommt die Idee zu dem Projekt?

Die ist über eine Tauschbörse in einem brasilianischen Dorf entstanden. Die Mitarbeiter von ReCivitas haben dabei gemerkt, dass mit einem gewissen Betrag an Geld Prozesse einsetzen, die über das bloße Überleben hinausgehen. Deshalb haben sie sich entschieden, das Projekt zu starten.

Wonach richtet sich denn die Höhe des Grundeinkommens?

Das hängt von vielen Faktoren ab. Es muss insgesamt geguckt werden, wie viel Geld man an einem bestimmten Ort braucht.

Wäre ein Grundeinkommen bei uns denn finanzierbar?

Ja. Man könnte zum Beispiel alle Transferzahlungen und die Verwaltungskosten dafür auf die Gesamtbevölkerung verrechnen. Das wären für jeden etwa 750 Euro im Monat. Aber das bloße Schauen auf Zahlen lenkt von der Wirkung ab, die ein Grundeinkommen mit sich bringt.

INTERVIEW: ELENA ZELLE

19.30, Villa Ichon, Goetheplatz 4