Die Ängste von Hochtief

ELBPHILHARMONIE Kultursenatorin weicht im Ausschuss auf psychologische Erklärungen aus

Kisseler glaubt an Erkenntnisgewinn und Angst vor Imageverlust beim Hochtief-Vorstand

Mit philosophischen und psychologischen Argumenten hat sich Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) am Freitag im Haushaltsausschuss der Fragen zur Elbphilharmonie erwehrt. Rational konnte sie nicht erklären, warum der Senat nach einjährigem Baustopp wieder Vertrauen zum Konzern Hochtief gefasst und für einen neuen, „wasserdichten“ Vertrag 195 Millionen Euro mehr geboten hatte.

Hochtief habe zuvor aus Angst vor der Kündigung immer neue, bessere Vertragsangebote gemacht, sagte Kisseler. Und dass Hochtief-Vorstand Marcelino Fernandez schließlich einer Übernahme aller Garantien zugestimmt habe, sei auf dessen „Erkenntnisgewinn“ zurückzuführen – sowie auf die Scheu vor Imageverlust.

Noch schwächer wurde die Argumentation, als Kisseler erklärte, die Absenkung des Dachs im November 2012 sei der alles verändernde Vertrauensbeweis gewesen. Denn erstens war Hochtief dazu ohnehin verpflichtet. Zweitens hatte der Konzern den Baustopp als Druckmittel verwandt, um Verhandlungen über neue Zahlungen zu erzwingen.

Zudem hat Hochtief mit der Absenkung des Dachs, wie Dietrich Wersich (CDU) befand, „der Stadt den Kündigungsgrund wegen Leistungsverweigerung aus der Hand geschlagen“. Die Stadt habe gezaudert, „bis der richtige Zeitpunkt verpasst war“, sagte Jens Kerstan (Grüne).

In gar religiösem Vokabular sprach Kisseler schließlich von der künftigen Qualität des Baus: „Ich glaube nicht“, sagte sie, „dass Hochtief zu einer qualitativ minderwertigen Lösung greifen wird.“ Die Abnahme jedes Bauschritts durch die Star-Architekten Herzog & de Meuron sei eine gute Lösung. „Da wird Hochtief schon aus Sorge, dass die Stadt den Bau sonst nicht abnimmt, gute Qualität liefern.“  PS