Hannover 96: Alte Liebe, neu aufgelegt

Sportsfreunde singen für ihr Leben gern. So lange in der Fußball-Regionalliga der Ball ruht, stellen wir hier die schönsten norddeutschen Vereinshymnen vor – und die schlimmsten.Geschrieben 1998, neu produziert 2001: Die Stadionhymne „Alte Liebe“ ist ein Klassiker und seit 2002 ständiger Heimspiel-Song von Hannover 96. „Tränen können fließen. Doch in der größten Not, rudern wir gemeinsam im roten Fußball-Boot“ – was auf Papier schon furchtbar pathetisch klingt, bekommt live gesungen im Stadion eine stark melodramatische Komponente. Oswald „Ossy“ Pfeiffer und Dete Kuhlmann, zwei ergraute, hannoversche Stadtmusikanten, schmettern es vor Ort in mobile Mikrofone.

Pfeiffers lockige Matte und Kuhlmanns ausufernder Bart erinnern dabei an eine gute alte Zeit, als Stadien noch keine Arenen waren und Bundesligavereine erst recht keine Kapitalgesellschaften. Ihr antiquiertes Erscheinungsbild passt damit perfekt zu einer recht routinierten Hymne, deren Text Werder Bremen immer noch auf eine Erfolgsstufe mit Bayern München stellt.

Für wen auch immer man als Fan des bezahlten Fußballs singt und jubelt: Der 96-Song „Alte Liebe“ befindet sich immer noch nicht in Abstiegsgefahr, sondern hat sich als Ohrwurm etabliert. Vielleicht kommt bald neuer Schwung rein: Hannover 96 hat seine Fans aufgerufen, den Song selbst zu singen und Videobilder einzuschicken. „Niemals allein, wir gehen Hand in Hand“ – getreu der ersten Zeilen soll aus allen Einsendungen etwas Neues, Klangvolles und Kollektives entstehen. Man darf gespannt sein, ob sich auch Anhänger des in Hannover nicht gerade beliebten Aufsteigers Eintracht Braunschweig an der Aktion beteiligen. Sie dürften vor allem mit der so harmlos klingenden Zeile „Rot steht Dir sehr viel besser als gelb-blau“ im Lied ihres Erzrivalen ein Problem haben.  OTO