Landes-SPD steht erstmals hinter Gabriel

BUNDESTAGSWAHL Zwei Tage nach Steinbrücks Rüffel bekommt der niedersächsische SPD-Spitzenkandidat Sigmar Gabriel schon fast demonstrative Unterstützung von seinem Landesverband

99 Tage vor der Bundestagswahl hat die niedersächsische SPD ihren Bundesparteichef Sigmar Gabriel zum Spitzenkandidaten gewählt. Auf dem Landesparteitag in Walsrode stimmten 98,2 Prozent der Delegierten für Gabriel – lediglich ein Delegierter votierte gegen ihn, zwei enthielten sich. Einen Gegenkandidaten hatte es nicht gegeben.

Für Gabriel ist es die erste Topplatzierung auf der Landesliste. Bei seiner ersten Kandidatur für eine Bundestagswahl im Jahr 2005 hatte er Platz fünf inne, vor vier Jahren musste er sich nach parteiinternen Streitigkeiten sogar mit Platz 24 zufrieden geben. 2009 hatte Gabriel jedoch mit 44,9 Prozent der Erststimmen das Direktmandat für Salzgitter/Wolfenbüttel geholt.

Vor der Wahl hatte Gabriel die rund 175 anwesenden Parteifreunde zu einem engagierten Wahlkampf bis zum 22. September aufgerufen. „Unser größter Gegner sind die Nichtwähler, die enttäuscht zu Hause bleiben. Um die müssen wir kämpfen“, betonte er.

Zudem attackierte Gabriel in seiner rund 30-minütigen Rede die Arbeit der schwarz-gelben Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Jeden Tag Koalitionsstreit, keine Entscheidungen, das war die größte Nichtregierungsorganisation, die das Land seit jeher erlebt hat“, sagte Gabriel. Merkel sei keine Bundeskanzlerin, sondern eine „professionelle Anschein-Erweckerin“. Deutschland brauche aber einen Regierungschef, der – wie es nur SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück könne – Klartext spreche und auch unangenehme Entscheidungen treffen könne.

Hinter Gabriel folgen auf der insgesamt 60 Plätze umfassenden Landesliste die Chefin der SPD-Landesgruppe Niedersachsen/Bremen im Bundestag, Gabriele Lösekrug-Möller, aus Hameln-Pyrmont/Holzminden und der Göttinger Thomas Oppermann, derzeit Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. Auf Platz vier wählten die Delegierten die noch nicht im Bundestag aktive Susanne Mittag (Delmenhorst-Wesermarsch) und auf Rang fünf Bundestagsfraktionsvize Hubertus Heil (Gifhorn-Peine).  (dpa)

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