Hallo. Tschüss

ORTSTERMIN Auch beim Speed-Dating wissen ZDFneo-Moderatoren genau, für wen sie sich interessieren

Geht ja gut los. Philip Simon gibt mir von seiner Apfelschorle ab. Und dann lächelt der Stand-up-Comedian und „Nate Light“-Moderator aus den Niederlanden auch noch so goldig wie ein junger Gouda! Richtig zum Knuddeln! Und erst diese samtige Rudi-Carrell-Sprachmelodie. Ich bin doch wohl nicht etwa … – auf einem Pressetermin.

Die Glocke schellt. Fünf Minuten sind rum. Einen Platz nach rechts rücken. Simon ist nämlich nur einer von elf ZDFneo-Moderatoren, die an diesem Freitagvormittag Berliner Journalisten zum Speed-Dating treffen, um über ihre aktuellen Shows zu sprechen.

Verrückt! Abgefahren!

Speed-Dating am Vormittag? Das ist in etwa so abgefahren, wie ein Magazin, in dem zwei Moderatoren rappend durch Europa reisen, um Wissensfragen zu beantworten, „Abgefahren“ zu nennen. Oder ein Sexmagazin „Heiß & Fettig“. Von dem verrückten Buchstabendreher in „Nate Light“ ganz zu schweigen. ZDFneo, der Berufsjugendliche unter Deutschlands Spartenkanälen, findet sich selber ziemlich witzig. Wäre ZDFneo ein Mensch, würde man ihn nach dem Speed-Dating nicht wiedertreffen wollen.

Doch zum Glück sitzen als Vertreter des Senders ausnahmslos sympathische (mehr oder weniger) junge Menschen an der langen Tafel, die keine Zeit verlieren, um ihre Formate zu bewerben. Manuel Möglich etwa, der nach „Wild Germany“ ab September „Heimwärts mit …“ Prominenten wie Anna Thalbach oder Harald Martenstein reist. Was ihm an dem neuen Format am besten gefällt? „Wenn man ein, zwei Tage unterwegs ist, muss man nicht die ganze Zeit reden“, sagt er. „Das ist das Gegenteil von Speed-Dating.“

Mut zum Reaktionären

Einer, der sich selber gern reden hört, ist natürlich auch dabei. Aber wenn die Pointen so sprühen wie bei Jan Böhmermann, geht das in Ordnung – für fünf Minuten. Böhmermann moderiert ab Herbst das satirische „Neo Magazin“. Sein Credo: „Unterhaltungsfernsehen muss wieder reaktionärer werden.“ Menschen bräuchten „Ansagen, nicht mehr diesen Wust an Möglichkeiten“.

Fragen an mich hat Böhmermann keine. Auch die meisten KollegInnen erzählen immer nur von sich. Diese Fernsehleute sind eben sehr selbstbezogen – nicht gerade die ideale Basis für eine Beziehung auf Augenhöhe.

Am meisten verstanden fühle ich mich von Lutz van der Horst, der mit Christiane Stenger die Dokutainmentreihe „Wie werd’ ich?“ moderiert. Für neue Folgen ab Herbst werden sie etwa mutig oder sexy. Kein Problem für Lutz. Beim Mittagessen kommen wir uns näher. Ein angenehmer Typ. Süße Igelfrisur. Er teilt sogar sein Fleisch mit mir. Aber Schluss jetzt: Das ist unsere Privatsache. Nur so viel: Wir haben Nummern getauscht – Lutzens Manager und ich. Das wird genau der „heiße Sommer“, den ZDFneo-Chefin Simone Emmelius uns Journalisten versprochen hat. DAVID DENK