Kunstrundgang: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Die Monitore sind wieder abgeschraubt, der Kongress ist vorbei, nur im Maria wird weiter gefeiert. Und plötzlich ist auch „Smile Machines“ in der Akademie der Künste kein Appetizer für Transmediale-Besucher mehr, sondern eine großzügig präsentierte und klug kuratierte Themenausstellung, die historische Verbindungslinien zwischen Fluxus, Humor, Interdisziplinarität, Robotik und Videokunst sucht. Wer würde bei der Spannfeder, die George Maciunas 1971 als „Flux Smile Machine“ für Yoko Onos Projekt „A Box of Smiles“ entwickelte, schon an Neue Medien, Netart oder Clubaktivismus denken? Auch sonst hat die Kuratorin Anne-Marie Duguet den Schwerpunkt auf 27 Künstler und Künstlerinnen gelegt, die sich in ihren Arbeiten von der seit den Sechzigerjahren boomenden Kommunikationseuphorie distanzieren.
Da ist Antoni Muntadas, der in seinem verspiegelten „Slogans“-Kabinett 1987 lauter Fernsehgeräte aufgestellt hat, sodass die auf den Bildschirmen erscheinenden Werbesprüche sich auf den Spiegelflächen wie in einem illusionistischen Nirwana auflösten. Bei Kim Beom wiederum wird aus dem Rauschen koreanischer Nachrichtensendungen ein absurdes Sprechtheater.
Überhaupt Freiräume und Projektionsflächen: Von Robert Filliou stammt eine Flagge, die als leerer Rahmen auf die Willkür territorialer Grenzen verweist. Währenddessen erklärt Les Levine in seinem blaustichigen Video „I am an Artist“ von 1975, dass er sich als Künstler nicht für andere Probleme interessiert – wobei er auf der New Yorker Bowery Street allerdings unentwegt zwischen Bettlern und Obdachlosen hin und her stolziert. Doch die Melancholie wirkt nur für kurze Augenblicke. Dann holen einen die irre grinsenden Frauenmünder von Christian Möller zurück in die Gegenwart der lächelnden Maschinen.
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