WASG-Basis findet Befragung doof

Während die Parteiprominenz ziemlich eifrig für die bundesweite Urabstimmung wirbt, bleibt der Jubel an der Basis aus. Selbst Fusionsbefürworter halten die Idee für Nonsens

BERLIN taz ■ So richtig erschließt sich dem WASG-Mitglied Oskar Lafontaine diese Debatte um die Parteifusion nach wie vor nicht. „Die meisten“, sagt er, „sehen die neue Linke doch ohnehin längst als eine gegebene Einrichtung.“ Aber wenn die Basis diese Selbstverständlichkeit noch einmal bestätigen will – an ihm soll’s nicht scheitern. „Die Idee einer Urabstimmung“, versicherte Lafontaine gestern im Bundestag, „begrüße ich sehr.“

Doch draußen im Land hält sich die Begeisterung über den jüngsten Vorstoß zur Beendigung der innerparteilichen Flügelkämpfe in der WASG in Grenzen. Zwar sind die Landesverbände Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz fest gewillt, das bundesweite Mitgliedervotum über die umstrittene Verschmelzung mit der Linkspartei noch vor dem Bundesparteitag Ende April anzuberaumen. Aber selbst WASG-Landesverbände, die klar hinter der Idee eines Zusammengehens mit der PDS stehen, melden Kritik an dem Projekt an.

„Wir halten das für Nonsens“, sagte der sächsische Landesvorstand Enrico Stange gestern der taz. Auch in Nordrhein-Westfalen, mit 3.000 Mitgliedern der größte Landesverband, hat sich der Vorstand bereits in einem Beschluss gegen die geplante Urabstimmung positioniert. „Man sollte das wertvolle Instrument der Urabstimmung nicht inflationär gebrauchen“, warnt NRW-Landesvorstand Georg Fürböck.

Nach Ansicht der WASG-Spitze in Sachsen würde die Urabstimmung auch die Kritik der rebellischen Landesverbände nicht abstellen: „Eine innerparteiliche Beruhigung kann die Parteispitze nur erzielen, wenn sie vernünftige Gespräche führt“, sagt Landesvorstand Stange. In den letzten Monaten habe sich der Bundesvorstand aber weit von den Vorgängen an der Basis entfernt und die innerparteiliche Kommunikation vernachlässigt.

Die Parteifreunde in Hessen reagieren ratlos auf den Widerstand gegen die Idee einer Mitgliederbefragung: „Absurd“ seien die Vorwürfe, so Landesvorstand Dieter Hooge zur taz: „Was wir machen, ist urdemokratisch. Dagegen kann man überhaupt nichts haben.“

Während aber WASG-Bundesvorstand Klaus Ernst gestern noch einmal für die Urabstimmung warb, wünscht man sich in einigen Landesverbänden – darunter NRW – inzwischen laut die Neuwahl der Parteispitze. Bei der Krisensitzung mit den Landesvorständen am Wochenende mussten sich die WASG-Chefs „massive Kritik“ gefallen lassen, berichten Teilnehmer.

ASTRID GEISLER