kurzkritik: Tilman Rammstedt in der Schwankhalle
: Neues aus dem Kopfkino

Es war ein Abend für die, die sowieso zu viel denken. Immerzu, unaufhörlich den inneren Dialog führen, sich Gedanken machen. Für die Vernunftmenschen, die Kopfkinogänger, die Liebhaber der Frage: „Was sollen denn da die Leute denken?“ Und es war ein Abend für jene um die 30, denn genau um die geht es in Tilmann Rammstedts Buch „Wir bleiben in der Nähe“, dass am Dienstag in der Schwankhalle zur Lesung anstand.

Die Vorschusslorbeeren waren nicht eben knapp bemessen, vom „Jacques Tati der Literatur“ war da zu lesen, Peter Bichsel, Thomas Bernhard gar wurden als Vergleich bemüht. Und die Frankfurter Rundschau möchte Herrn Rammstedt eigentlich „ständig zitieren“. Die Bremer blieben skeptisch, am Dienstag aber jedenfalls eher zu Hause. Die Stuhlreihen waren übersichtlich gefüllt, der Applaus nicht eben tosend.

Schade. Zwar versucht Tilman Rammstedt nicht, tief zu schürfen, die großen Fragen zu beantworten. Das jedoch sehr scharfsinnig und höchst witzig. Es ist ein Beziehungsroman, irgendwie, vor allem aber ein Versuch über eine alte Freundschaft dreier Thirtysomethings. Eine atemlos vorgetragene Kurzgeschichte, die in einer absurden Entführung endet. Und dann manches Mal an den Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ erinnert.

Nach einer Stunde war alles vorbei. Kein Anlass großer Diskussionen. Aber beste Unterhaltung. Jan Zier