Die Publikumsrenner

RECYCLING Beim Favourites Film Festival in Bremen werden Filme gezeigt, die auf anderen Festivals in aller Welt Publikumspreise gewonnen haben

Filme, die auf Festivals prämiert werden, sind oft nie mehr irgendwo anders zu sehen. Mal passen sie nicht in die kommerzielle Abspielschablone, mal kann ein Produzent zwar gut produzieren, aber nicht gut verkaufen, mal ist der Geschmack eines Festivalpublikums zu unterschiedlich von dem alltäglicher Kinogänger. Einige Filme blühen nur im Treibhaus eines Festivals und deshalb war es eine gute Idee von Anna Jurzik und Paula Syniawa, selber ein kleines Festival zu organisieren, bei dem Filme gezeigt werden, die auf anderen Festivals Publikumspreise gewonnen haben.

Vor zwei Jahren haben sie ihr Favourites Film Festival in Berlin gegründet, jetzt läuft es vier Tage lang im Bremer Kommunalkino City 46. Als Beiprogramm gibt es eine Kurzfilmnacht mit neun ebenfalls mit Publikumspreisen ausgezeichneten Filmen. Die Bremer Zuschauer können unter ihnen mit Luftballons und Tröten ihren eigenen Gewinner auswählen.

Am Sonntag um 17 Uhr findet ein Film-Tablequiz statt, bei dem Filmliebhaber Fragen beantworten sollen. Danach wird als Abschluss der Publikumsliebling von Bremen bekanntgegeben und noch einmal gezeigt.

Als Eröffnungsfilm wird heute um 20 Uhr „Hermano“ („Bruder“) aus Venezuela gezeigt, der 2010 beim internationalen Filmfestival von Moskau gewonnen hat. Der Spielfilm aus Venezuela erzählt von zwei Brüdern, die die Chance haben, als Fußball-Profis Karriere zu machen. Einer von ihnen wird jedoch immer tiefer in die Konflikte zwischen Gangs im Armenviertel verstrickt.

Der schwedische Spielfilm „Play“ von Ruben Östlung hat beim Festival von Tromse gewonnen und erzählt halbdokumentarisch von einer Gruppe von 12- bis 14-Jährigen, die Gleichaltrige ausrauben. Aus Mosambik kommt der Gewinner des Festivals im französischen Amiens: Licinio Azevedo erzählt in „Virgin Margarida“ davon, dass 1975, nach der Unabhängigkeit von Portugal, Frauen aus dem Rotlichtviertel der Hauptstadt Maputo verschleppt wurden, um in Lagern im „revolutionären Geist“ umerzogen zu werden.

„Eva und Lola“ aus Argentinien hat 2010 beim Festival Mannheim-Heidelberg gewonnen. Die Regisseurin Sabrina Farji thematisiert darin, dass das Trauma der Militärdiktatur auch heute noch das Leben von jungen Menschen beeinflusst. Die Titelheldinnen sind Tänzerinnen in Buenos Aires und gehen unterschiedlich mit der Vergangenheit ihrer Familien um, wodurch ihre Freundschaft bedroht wird.

In Bremen fehlt ein regelmäßiges, thematisch weitgefächertes Filmfestival. Hoffentlich kommt dieses 2014 wieder.  HIP

Favourites Film Festival: 20.–23. Juni, City 46, Bremen