Macho-Gesten ad absurdum

Elektronische Musik und Humor? Diese Paarung scheint für viele Hörer kategorisch ausgeschlossen. Oder man hegt den Verdacht, dass auf diesem Wege wenig Gutes zustande kommen kann – wie ja überhaupt Humor und Witz keine für die Musik selbstverständlichen Parameter sind. Der Berliner Moritz Friedrich jedenfalls arbeitet seit 13 Jahren unter Namen Siriusmo daran, diese Skepsis in Wohlgefallen aufzulösen.

Auch auf „Enthusiast“, seinem zweiten Album für das Label Monkeytown Records, gehen House, HipHop, Funk und Bassmusik eine zwanglose Verbindung mit unterschiedlichen Facetten der Komik ein, ohne dabei bescheuert zu wirken – eine nicht eben kleine Gefahr bei Versuchen auf diesem Gebiet. Die Experimente gehen für Siriusmo in der Regel glücklich aus, da in seinen Stücken heterogene Dinge so zusammenfinden, dass sie fremdartig und vertraut zugleich klingen.

Macho-Gesten, wie sie im HipHop immer noch beliebt sind, werden von Friedrichs überbordender Kombinationsfreude ad absurdum geführt, und das mitunter Bierernste von House bekommt eine großzügig Dosis Selbstironie verabreicht. Man hat umgekehrt nie den Eindruck, dass es Friedrich mit seiner Musik nicht ernst sei. Der rastlose Perfektionist hat sich mit dieser Platte sogar ziemlich schwergetan, zwei Jahre lang probiert, verworfen, neu angefangen. Da er mittlerweile oft von anderen Künstlern angefragt wird und unter anderem für den HipHop-Star Snoop Dogg Beats produzierte oder mit dem Techno-Brachialisten Boyz Noise zusammenarbeitete, dürften Verpflichtungen dieser Art ebenfalls zur Ablenkung beigetragen haben.

Was Siriusmos Musik zusätzlich von der Mehrheit der Clubmusik unterscheidet, ist sein Bekenntnis zum Songformat. Ob er verfremdete Stimmen integriert, Gastrapper auftauchen lässt oder rein instrumentale Nummern abliefert, stets sorgen seine kunstvoll-eingängigen Melodien für Zusammenhalt. Und auch wenn er es mal krachen lässt, bewahrt ihn sein Gespür für Funk immer davor, die Tanzbodenhaftung zu verlieren.

Dass nicht alles auf „Enthusiast“ gleichermaßen ergreifend und mitreißend ist, tut der Qualität des Albums keinen Abbruch. Siriusmo versprüht darauf mehr als genug Energie, um auch die schwächeren Momente zu tragen. Wer sich von seinem Enthusiasmus nicht anstecken lassen will, verpasst was.

TIM CASPAR BOEHME

■ Siriusmo: „Enthusiast“ (Monkeytown Records/Rough Trade), live am 21.6., Mauerpark