CARLIER|GEBAUER
: Analytische Rekonstruktion deutscher Vergangenheit

Der Fotograf Ulrich Mühe ist kein Unbekannter und auch seine ProtagonistInnen scheint man hinreichend zu kennen. Ob vermeintliche Nazis, Friede Springer oder Landschaftsaufnahmen vom Obersalzberg, die ideologische Dichte gleicht Beton. Um so mehr möchte man sich auch zunächst von Mühes Werk und am Besten auch gleich von ihm selbst distanzieren. Denn die Referenzperson im Koordinatensystem Mühe ist der ehemalige Kameramann Leni Riefenstahls, Filmemacher und Fotograf Walter Frentz, der im „Dritten Reich“ maßgeblich an der Bildpropaganda des NS-Regimes beteiligt war. Der in Karl-Marx-Stadt geborene Mühe entstammt einer Künstlerfamilie, sein Vater ist der Schauspieler Ulrich Mühe, Mutter die Intendantin Annegret Hahn, die Geschwister Anna Maria und Konrad, Schauspielerin und bildender Künstler. Seine Inszenierungen und Überhöhungen von Posen, die Machtverhältnisse und Ideologien nahezu ins Groteske überzeichnen, ergänzt der für seine Magazinfotografie Bekannte, zudem durch die Masse an Leere, in dessen Zentrum fast immer ganz klein der Mensch steht. Selbst dann, wenn er im deutschen Idyll polternd den Hang hinab pisst und die Karikatur sich wohl jedem offenbart. MJ

■ Bis 27. Juli, Di-Sa 11-18 Uhr, Markgrafenstr. 67