Demjanjuk identifiziert

NS-VERBRECHEN Zeuge erkennt Angeklagten vom gemeinsamen Dienst im KZ Flossenbürg wieder

BERLIN taz | Ein 93-Jähriger ehemaliger KZ-Wachmann hat John Demjanjuk auf einem Foto wiedererkannt. Demjanjuk sei damals ebenso wie er Wachmann im KZ Flossenbürg in Bayern gewesen, sagte der Zeuge Alex Nagorny vor dem Münchner Landgericht. Dort ist Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord in 27.900 Fällen angeklagt, weil er im Vernichtungslager Sobibor am Judenmord beteiligt gewesen sein soll.

Den 89-jährigen Angeklagten, der wie üblich im Gericht im Bett lag, vermochte Nagorny allerdings nicht zu identifizieren. „Keine Ähnlichkeit“, sagte er.

Demjanjuk hatte stets bestritten, in Flossenbürg oder Sobibor Dienst getan zu haben. Die Anklage ist dagegen von seiner Tätigkeit an beiden Orten überzeugt und verweist auf einen entsprechenden Dienstausweis. Danach war Demjanjuk 1943 zunächst in Sobibor als „hilfswilliger“ Ausländer eingesetzt, bevor er nach Flossenbürg kam. Nach Kriegsende, so Nagorny, hätten er und Demjanjuk in einer gemeinsamen Wohnung in Landshut gelebt, bevor Demjanjuk in die USA auswanderte. Er selbst habe kein US-Visum erhalten.

Gegen Nagorny selbst laufen Vorermittlungen. Der gebürtige Ukrainer wird verdächtigt, vor seiner Tätigkeit im KZ Flossenbürg in Treblinka mehrere Menschen erschossen zu haben. KLH