Westfalen ohne Bank

Die Westfalenbank wird bis zum Sommer in ihre Einzelteile zerlegt. Auch der Name steht zur Disposition

Die Westfalenbank macht sich ein letztes mal chic – für den britischen Investor Crown Mortgage Management (CMM). Dieser will das, was von der einstmals wichtigsten Bank des Ruhrgebiets übrig bleibt, übernehmen. Vielversprechende Verhandlungen liefen derzeit, sagte Joachim Paulus Vorstandsmitglied der Westfalenbank in Bochum. Ende März soll entschieden werden.

Was von der traditionsreichen Bank übrig bleibt, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass das Firmenkundengeschäft an die Münchner HypoVereinsbank (HVB) übertragen wird. 1.500 mittelständische Firmenkunden mit einem Kreditvolumen von einer Milliarde Euro, plus einem Einnahmevolumen von 400 Millionen Euro. Das Geschäft bleibt damit in der Familie. Die Westfalenbank ist eine hundertprozentige Tochter der HVB. 30 Mitarbeiter von 85 am Bochumer Standort sollen übernommen werden. 20 weitere hoffen in den Servicebereichen des neuen Investors unterzukommen, „der Rest wird mit einem Interessenausgleich abgefunden“, sagte Stefanie Nowack, Sprecherin der Westfalenbank.

Die Wechselspielchen sind nicht neu. Seit der Gründung im Jahre 1921 hatte das Bochumer Bankhaus etliche Attacken zu überstehen. Die Schwerindustrie im Ruhrgebiet wollte sich mit der Westfalenbank ein Gegenwicht zur Finanzkraft der Hauptstadt Berlin gönnen. Ruhrbesatzung und Drittes Reich wurden überstanden, in 1950er Jahren boomte das Geschäft. Mehr als die Hälfte der 100 größten Industrieunternehmen der Bundesrepublik lagerten ihr Geld in Bochum – erst die Krise der Deutschen Steinkohle und des Stahl an Rhein und Ruhr in den 1960er Jahren sorgte für erste Einschnitte. Die Bank verlor ihre Eigenständigkeit als BASF durch mehrere Transaktionen Mehrheitsaktionär wurde und später seine Anteile an den HVB-Vorläufer Bayerische Hypotheken- und Wechselbank veräußerte.

Dort blieb sie bis zum Jahr 2002 ehe die Düsseldorfer Falke-Bank AG den Zuschlag erhielt. 300 Mitarbeiter wechselten an den Rhein. Das Haus musste die Westfalenbank wegen finanzieller Probleme aber ein Jahr später an die HVB zurückgeben. Der Standort ist seitdem geteilt. Die aktuellen Bestrebungen setzen den Schlusspunkt unter die verwirrende Geschichte. Und nach dem Ende der Transaktionen, scheint auch die letzte Konstante zu wackeln. Der Name Westfalenbank steht ebenfalls zur Disposition. HOLGER PAULER