Überraschungsmuseum Tamm

Im Kulturausschuss präsentiertes Konzept fällt hinter die Pläne vom November 2005 zurück. Abgeordnete werfen Geschäftsführerin Nikolov unzureichende Information vor

„Zu viele Nazi-Symbole können wir nicht zeigen. Da würden wir uns ja verdächtig machen.“ Dies schien die größte Sorge von Russalka Nikolovs zu sein, der Geschäftsführerin des künftigen „Internationalen Maritimen Museums“ Peter Tamms, die gewohnt vage blieb, als es um das Konzept des im Kaispeicher B zu gestaltenden Museums ging.

Eigens um dessen neuesten Stand zu erfragen, hatte sich am Mittwochabend der Kulturausschuss zu einer Anhörung eingefunden. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte, blieb die Präsentation doch weit hinter der vom November 2005 zurück: Waren beim damaligen Kulturforum noch Themen für jeden der elf Böden benannt worden – am waffengespickten Empfangsgeschoss hatten sich laute Konflikte entzündet – gab es diesmal laue Auskünfte wie, „die Pläne ändern sich täglich“, sowie eine Meeresboden-Animation.

Wie aber Tamms umstrittene Militaria präsentiert werden sollen und ob man den Großadmiralsstab des Hitler-Anhängers und verurteilten Kriegsverbrechers Admiral Dönitz wirklich zeigen sollte, sagte sie nicht. Auch nach einem kritischen Geschichtsbild schürften die Abgeordneten vergebens: „Schlachtschiff-Gemälde müssen aus ihrer Entstehungszeit heraus beurteilt werden“, betonte Nikolov.

Kriterien hierfür nannte sie nicht, und die Beteuerung „Wir wollen alle Fakten exakt darstellen“, offenbarte ihre Unkenntnis kritischer Geschichtsforschung. Deren Existenz Nikolov nahe zu bringen, mühte sich der Ausschussvorsitzende Willfried Maier (GAL) jedoch vergebens. „Machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden diese Themen schon finden“, so Nikolov. Und Sätze wie „Lassen Sie sich überraschen!“ klangen wie Hohn angesichts der Tatsache, dass die Stadt dem Museum 30 Millionen Euro spendiert. Jens Kerstan (GAL) war denn auch unzufrieden: „Ich finde Ihre Vorbereitung auf diese Sitzung unzureichend,und bin sehr verwundert, wie Sie mit den Parlamentariern umgehen.“

Eine positive Meldung aber hatte Nikolov im Gepäck: Von den erforderlichen 15 Millionen Stiftungskapital hat Tamm inzwischen neun eingeworben. Das lässt hoffen, dass er die jährlich 2,3 Millionen Euro Betriebskosten wird decken können. Ob das Museum aber 2007 fertig wird, weiß niemand. Auch Teileröffnungen sind inzwischen im Gespräch. Petra Schellen