berlinale szene Sofatag

Widerhall der Worte

Es war einmal, da ging man zur Berlinale, um sich von der Heimat zu erholen, von den Geburtstagen im Dezember, von Weihnachten bei den Eltern und von Silvester in Berlin. Ausgehungert nach Welthaltigkeit machte man sich randvolle Stundenpläne nach Ländern, trug zuerst die chinesischen Filme ein, dann die japanischen und die koreanischen.

In diesem Jahr ist das irgendwie anders. Ich durfte kurz vor der Berlinale und in schneller Folge die Filmfestivals in Rotterdam und in Göteborg besuchen und erfuhr im Eilverfahren alles über die koloniale Vergangenheit der Niederlande, die javanische Imbisskultur im Ausland, Trinkgewohnheiten der Schweden auf Cocktailpartys, über die Filmindustrie in Kolumbien, innere Zensur in Argentinien und die fehlende Nachfrage nach afrikanischen Horrorfilmen in Kanada.

Es klingt großkotzig, es ist trotzdem wahr: Obwohl es jetzt losgeht, habe ich beschlossen, einen Tag zu Hause zu bleiben, im Bett, auf dem schwer vermissten Sofa. Ich werde mir ein Buch vom lang vernachlässigten Stapel greifen. Wegen der wunderbaren Ruhe, die einen umgibt, wenn man die Worte eines Autors in seinem Kopf widerhallen hört, wie Paul Auster es in seinem neuesten Roman so hübsch sagt.

Vielleicht aber werde ich doch in den Bus zum Potsdamer Platz steigen. Nur für eine halbe Stunde oder so. Um mir den Katalog zu besorgen und nach den malaysischen Filmen zu sehen. Vielleicht. SUSANNE MESSMER