VW-PHAETON, HÖLLENWAGEN
: Das Auto für den Absturz

■ Schon im Erstzulassungsjahr 2002 stritt man sich in der VW-Leitung um den Namen fürs Protzauto.Foto: dpa

Er erledigt sie alle. Goslars Oberbürgermeister Henning Binnewies (SPD) ist das neueste Opfer des VW Phaeton: Er hat mit dem Gedanken gespielt, sich die Unglückskarre als Dienstwagen anzuschaffen. Jetzt rücken führende GenossInnen von ihm ab. Vielleicht wird er abgewählt, vielleicht tritt er zurück. Bei Margot Käßmann ist die Entscheidung endgültig. Und beim Haider Jörg erst recht.

Das am Wagen festzumachen liegt nahe: Schon 2002, beim Start der Protzauto-Produktion, stritt die VW-Führung über den Namen. Aus Angst ums Image. Denn Phaethon ist eine bekannte Figur der griechischen Mythologie. Der Sohn des Sonnengottes verunfallte mit Papas Kutsche – tot. Das feinste Panorama der Mythos-Deutungen entfaltete 1741 Zedlers Universal-Lexicon: Es hebt die Nähe zur biblischen Sodom und Gomorrha-Erzählung hervor, legt die Identität des Sonnen-Sohnes mit Lucifer nahe und nennt ihn das Sinnbild eines „Regenten, der Land und Leute nicht zu regieren weiß und sie mithin gar leicht in den äußersten Ruin treibt“. Bei VW hoffte man wohl, auch dieses Risiko durch die Sicherheitsausstattung zu dämpfen. Dauer-Allradantrieb, Elektronisches Stabilitätsprogramm, plus extra starke Bremsen – da muss man nicht gegen Bäume und über rote Ampeln rasen.

Tut man aber. Und schwupp – ist das Imageproblem wieder da. Und der Konzern multipliziert’s, indem er, vielleicht um es zu bekämpfen, Behördenleitern Sonderkonditionen gewährt – wie Binnewies. Dass dessen Dienst-Phaeton die Stadt 20 Prozent weniger Leasinggebühr gekostet hätte als ein Audi ist aber total egal. Nun bedauert er, „die Außenwirkung nicht bedacht“ zu haben. Zu spät? Falls der Abwahlantrag scheitert, sollte er es in einem Polo bereuen. Das wäre auch deshalb gut, weil es ja doch substanzielle Analogien von Mythos und Auto gibt. Denn, so schildert Ovid die Folgen der Irrfahrt: „Die Erde geht in Flammen auf, die höchsten Gipfel zuerst, tiefe Risse springen auf …“ – nein, Euro-5-Norm hin oder her, der Phaeton ist zwar nicht alleinige Ursache des Klimawandels. Mit 239 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer trägt er aber viel dazu bei. BES