Tote am Schiiten-Trauertag

Bei Anschlägen in Pakistan und Afghanistan kommen 20 Menschen ums Leben. Im Libanon demonstrieren Hunderttausende gegen die Mohammed-Karikaturen

ISLAMABAD/KABUL/BEIRUT dpa Am wichtigsten Trauertag der schiitischen Muslime sind bei Anschlägen und Zusammenstößen in Pakistan und Afghanistan mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Im Nordwesten Pakistans seien bei einer Prozession am Aschura-Trauertag mindestens zwölf Menschen getötet und 20 verletzt worden, als zwei Bomben explodierten, sagte Innenminister Aftab Ahmed Khan Sherpao gestern. Bei anschließenden Protesten starben vier Menschen. Bei Zusammenstößen zwischen Schiiten und Sunniten in der westafghanischen Stadt Herat kamen nach Polizeiangaben mindestens vier Menschen ums Leben. Mehr als 40 Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt.

Besonders in Pakistan kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen radikalen Sunniten und Angehörigen der schiitischen Minderheit. Pakistans Innenminister sagte, auch der Anschlag im Ort Hangu sei religiös motiviert gewesen. Man untersuche, ob es sich um Selbstmordattentäter oder um Zeitbomben gehandelt habe.

Nach dem Anschlag kam es zu Ausschreitungen. Wütende Demonstranten blockierten eine Straße nach Hangu und feuerten auf einen Bus. Ein Armeesprecher sagte, drei Männer und eine Frau seien getötet und zwei weitere Menschen verletzt worden. Randalierer steckten in Hangu mehrere Geschäfte in Brand. Sunnitische und schiitische Prediger riefen die Menge über Moschee-Lautsprecher dazu auf, Ruhe zu bewahren. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre über Hangu.

Am Aschura-Tag geißeln sich einige schiitische Gläubige selbst im Gedenken an den Märtyrertod des Imam Hussein, eines Enkels des Propheten Mohammed. In zahlreichen pakistanischen Städten wurden die Sicherheitskräfte wegen der landesweiten Prozessionen verstärkt. In Pakistan und Afghanistan gehören jeweils rund ein Fünftel der Menschen der schiitischen Minderheit an.

Auch in Indien kam es zu schiitischen Prozessionen. In Srinagar, der Regionalhauptstadt des indischen Teils Kaschmirs, nahmen nach Augenzeugenberichten mehrere tausend Schiiten an einer friedlichen Prozession teil. Am Rande der Veranstaltung skandierten Gläubige mit Blick auf die Veröffentlichungen der Mohammed-Karikaturen in europäischen Medien Parolen gegen Dänemark. Auch Rufe zur Unterstützung Irans im Atomstreit wurden laut.

In der libanesischen Hauptstadt Beirut nutzen rund 800.000 Schiiten das Fest, um gegen die umstrittenen Mohammed-Karikaturen zu protestieren. In diesem Jahr stand der Feiertag im Libanon unter dem Motto „Verteidigung der Religion und des Propheten um jeden Preis“. Der Generalsekretär der radikalen libanesischen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, forderte die islamischen Länder auf, gemeinsam die europäischen Länder dazu zu bringen, eine Lästerung Gottes und des Propheten per Gesetz zu verbieten. Er rief die Gläubigen auf, friedlich zu protestieren, warnte aber zugleich, Muslime seien „bereit, ihr Blut zu opfern, um unseren geliebten Propheten zu verteidigen“.

Im Irak begingen Millionen von Schiiten in Kerbala Aschura unter starken Sicherheitsmaßnahmen. Dem US-Militär zufolge vereitelte die irakische Armee vor wenigen Tagen Anschläge, die für diesen Festtag geplant worden seien.