: Ein Plätzchen für alle
KITAS Bildungssenatorin Scheeres ist zuversichtlich, dass es für den Rechtsanspruch auf eine Kita-Betreuung ab dem ersten Geburtstag genügend Plätze geben wird
■ Weil man mit Musik gar nicht früh genug anfangen kann, gibt es auch in dieser Hinsicht einiges zu tun bei der Fête, mit Musik für, mit und von Kindern. Zum Beispiel auf Maries Bühne in der Marienburger Straße 42 in Prenzlauer Berg, ab 16 Uhr mit Mädchenpop und Kidsrock oder auch einem Instrumentenbau aus Restmaterialien. Im Yaam am Stralauer Platz 35 lernen Kinder trommeln, im Hof von Antje Öklesund in der Rigaer Straße 71 gibt es eine Spielwiese für Kinder, Erwachsene und ausgewählte Musikminiaturen – und noch mehr auf www.fetedelamusique.de.
VON SEBASTIAN HEISER
In sechs Wochen muss das Land für alle Kinder ab dem ersten Geburtstag einen Betreuungsplatz anbieten, wenn die Eltern dies wünschen. „Ich gehe fest davon aus, dass Berlin den Rechtsanspruch ab 1. August erfüllen kann“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag. Bereits jetzt besuchen 66 Prozent der Kinder zwischen einem und drei Jahren eine Kita oder eine Tagesmutter.
Alle Eltern haben Anspruch auf fünf Stunden Kinderbetreuung. Wer mehr braucht – zum Beispiel wegen Arbeit, Studium, Pflege der Eltern –, kann eine längere Betreuung beantragen. Die Eltern erhalten beim Jugendamt ihres Bezirks einen Gutschein und können sich die Kita dann selbst aussuchen. Wenn sie nichts finden, weist das Jugendamt ihnen einen Platz zu. Die Eltern müssen dann in Kauf nehmen, dass die Kita mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu 30 Minuten entfernt liegt.
Die Eltern müssen sich gestaffelt nach ihrem Einkommen an den Kita-Kosten beteiligen. In den letzten drei Jahren vor der Einschulung müssen sie nur 23 Euro pro Monat für das Mittagessen zahlen.
Bundesregierung und Senat hatten vor zwei Jahren Programme aufgelegt, um neue Kitaplätze zu fördern, für Berlin ergeben sich daraus 33,8 Millionen Euro. Der Senat zahlte zum Beispiel 1.000 Euro für jeden zusätzlichen Platz, bei Neubauten von Kitas sogar bis zu 15.000 Euro. Derzeit gibt es 144.000 Kita-Plätze in Berlin. Die Zahl der Kinder, die eine Kita besuchen, ist in den letzten zwei Jahren um rund 10.000 auf 141.000 gestiegen. Um die Attraktivität zu steigern, hatte das Land Berlin die Kita-Gebühren für die letzten drei Jahre vor der Einschulung abgeschafft. Inzwischen gehen 93 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in eine Kita.
Dabei gibt es aber durchaus soziale Unterschiede. „In den gutbürgerlichen Gebieten ist die Inanspruchnahme höher“, hat Reinickendorfs Familienstadtrat Andreas Höhne (SPD) beobachtet. In den „innerstädtischen Gebieten mit problematischer Sozialstruktur“ würden weniger Kinder in die Kitas geschickt – obwohl es gerade bei denen besonders sinnvoll wäre, um sie auf die Grundschule vorzubereiten.
Problematisch ist laut Martin Hoyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband der Fachkräftemangel. Werde eine Stelle kurzfristig frei, könne die oft nicht direkt besetzt werden. Es fehle an ausgebildeten Fachkräften.
Eine der Ausbildungseinrichtungen für Erzieher, das Pestalozzi-Fröbel-Haus, droht jetzt damit, 5 von 21 Ausbildungsklassen zu schließen und damit 125 Erzieher weniger auszubilden. Die Einrichtung argumentiert, dass der Zuschuss des Landes nicht ausreiche. Im Jahr 2011 war im Haushalt ein Zuschuss von 3,7 Millionen Euro an das Pestalozzi-Fröbel-Haus vorgesehen, im Jahr 2012 schon 4,2 Millionen Euro und für das laufende Jahr 4,5 Millionen. Die Einrichtung argumentiert, dass das Geld in den Ausbau des Angebots geflossen sei und man jetzt wegen Tariferhöhungen und Pensionsverpflichtungen noch mehr Geld benötige.
Senatorin Scheeres sagte, sie sei „sehr irritiert“ über die Ankündigung der Einrichtung, das Ausbildungsangebot zurückzufahren. Die genannten Gründe konnte sie nicht nachvollziehen: „Das muss man mir erst mal erklären.“ Ihre Verwaltung hat die Schule aufgefordert, in diesem Jahr auch mit dem vorhandenen Geld das Angebot aufrechtzuerhalten. Und über den Haushalt des nächsten Jahres entscheide das Abgeordnetenhaus zwar erst im Herbst, so Scheeres, aber in dem bisherigen Entwurf sei eine weitere Erhöhung des Zuschusses eingeplant.