KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE ÜBER LÜBECKS HAUSHALTSDESASTER
: Traumtänzer von der Trave

Investorensuche? Seit Ryanairs Rückzug ist ein Erfolg noch weniger wahrscheinlich

Widersprüchlicher könnten die Meldungen aus Lübeck nicht sein: Die Bürgerschaft der einst stolzen Hansestadt hat ein Haushaltsdefizit von über 100 Millionen Euro beschlossen. Und in zwei Monaten sollen die Lübecker in einem Bürgerentscheid darüber befinden, ob der chronisch defizitäre Flughafen Blankensee ausgebaut wird – von der Stadt allein, nachdem sich der einst gefeierte „Investor“ Infratil aus dem Staub gemacht hat.

Politik ist schon manchmal irrational. Aus dem Beispiel Lübeck könnte man schließen, dass es nicht unbedingt besser wird, wenn man das Volk mitreden lässt. Denn alles deutet darauf hin, dass der Flughafenausbau am 25. April von großmannssüchtigen Bürgern abgenickt wird. Wer das bezahlen soll? Unklar. „Die Stadt“ eben. Auch wenn immer wieder von erneuter Investorensuche gefaselt wird: Was jahrelang nicht geklappt hat, ist durch den Teilrückzug des Hauptnutzers Ryanair in der vorigen Woche nicht wahrscheinlicher geworden.

Das Land hat ebenfalls schon signalisiert, dass mit Unterstützung nicht zu rechnen ist. Sollten die Lübecker für den Ausbau stimmen, kann man nur hoffen, dass das Innenministerium ihnen mit Haushaltsauflagen in den Arm fällt, so wie 2008. Innenminister Klaus Schlie (CDU) war immerhin mal Sparkommissar. Wenn auch mit bescheidenem Erfolg.

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