Leaving on a Jet Plane

Zuerst eine für manche möglicherweise bedauerliche Mitteilung: Wir müssen sterben. Alle! Wahrscheinlich auch die Musikindustrie. Nur der Rock kommt vielleicht davon, weil er einfach nicht hören will. So oft wurde er bereits totgesagt, aber er hält sich ja nicht dran, was nun der Musikindustrie eine zarte Hoffnung auf weitere Dauer gibt, und als kleiner Nothilfebeitrag in ihrer schweren Zeit sei hier mal eine Geschäftsidee formuliert, die sich doch rechnen sollte.

Die Grundannahme: Auch ein toter Rock(Pop)star ist ein guter Rock(Pop)star. Weil seine musikalische Hinterlassenschaft immer wieder neu zu ordnen ist, und dabei könnte man auch mal eine Samplerreihe auflegen, die nach Todesarten sortiert ist.

Beispielsweise nach den Verkehrsmitteln, mit denen die betreffenden Musiker zu Tode gekommen sind. Also Motorradunfälle. Wobei hier möglicherweise eine – allerdings aparte – Single reicht, mit Duane Allman, dem Gitarristen der Allman Brothers, der sich 1971 zu Tode fuhr, und Berry Oakley, der ein Jahr später fast an der gleichen Stelle ebenfalls mit dem Motorrad tödlich verunglückte. Er war der Bassist der Allman Brothers. Und Auto. Also Alexandra, der T.-Rex-Sänger Marc Bolan … Und schließlich die Champions League des Rock-’n’-Roll-Todes, der Flugzeugabsturz, dessen Tradition begründet wurde am 3. Februar 1959, das war the day the music died (“we started singin’, bye-bye, Miss American Pie …“). An dem Tag stürzte die Maschine ab, in der Buddy Holly, Ritchie Valens („La Bamba“) und The Big Bopper („Chantilly Lace“) saßen. Sie starben, alle drei.

Und wären damit schon mal ein prima Anfang für den Flugzeugabsturz-Sampler, der natürlich „Leaving on a Jet Plane“ heißen müsste, nach dem Lied von John Denver. Er stürzte 1997 mit seinem Flugzeug ab. Weitere Musiker, die im Leben nichts miteinander zu tun gehabt haben, im Tod aber sich dann doch wieder gleich sind (was ja die Abwechslung eines solchen Samplers ausmacht): die Country-Sängerin Patsy Cline, der Singersongwriter Jim Croce, die R-&-B-Sängerin Aaliyah, Otis Redding und mit ihm die Bar-Kays … alle mit dem Flugzeug abgestürzt.

Und natürlich Lynyrd Skynyrd, deren „Sweet Home Alabama“ immer noch der größte Hit auf deutschen Straßenfesten ist. Stürzten 1977 ab. Drei Tage, nachdem sie ein Album veröffentlicht hatten, das den Titel „Street Survivors“ trägt. Tja. Es wurde megaerfolgreich. Nur Sänger Ronnie Van Zant und Gitarrist Steve Gaines hatten nichts mehr davon. Zum zehnten Jahrestag des Absturzes, 1987, formierten sich Lynyrd Skynyrd neu. Heute Abend spielen sie in der Max-Schmeling-Halle. THOMAS MAUCH

■ Lynyrd Skynyrd: Max-Schmeling-Halle, Freitag, 20 Uhr