das thema

Hauptsache draußen

betr.: „Hinterm Heuwagen“, taz.nord vom 15. / 16. 6. 13

Im Artikel wird stillschweigend hingenommen, dass Kliniken Wirtschaftsbetriebe seien und rentabel arbeiten müssen. Das ist ein Irrtum. Ich nehme zum Vergleich mal die Feuerwehr: Sie ist dazu da, ständig bereit zu sein, um im Notfall sofort zur Stelle zu sein. Eine Feuerwache , wo auch immer und auch auf dem Land, hat sich jeden Tag schon „rentiert“, allein, weil es sie gibt. Dies gehört zur Versorgungspflicht unseres Staates! Eine Feuerwache wird nicht geschlossen, weil es in einem „Geschäftsjahr“ mal zu wenig Brände gab.

Aber auf diese Weise will man uns glauben machen, Kliniken oder Geburtsstationen oder Hebammenbereitschaften seien unrentabel, wenn es in einem Zeitraum mal wenig Geburten gibt oder Kranke oder was auch immer. Eine Klinik kann kein Wirtschaftsbetrieb sein, eine Hebamme auf dem Land nicht, eine Geburtsstation auch nicht. Sie „rentieren“ sich allein schon deshalb, weil sie da sind – und müssen auch finanziert werden durch die öffentliche Hand, unabhängig davon, wie viele Geburten es dort gibt oder Operationen oder was auch immer.

Wie kann ein Land, das sich so kultiviert nennt und so reich ist, sich aus dieser Verpflichtung stehlen mit dieser ewigen Rentabilitätsleier?ELKE GRÖZINGER, Wunstorf

betr.: „Hauptsache draußen“, „Ich rede und rede und rede“, taz.nord vom 15. / 16. 6. 13

Viele Kaiserschnitte und unnötige Untersuchungen könnten vermieden werden, wenn wir Frauen uns endlich mal wieder ganz selbstverständlich zutrauen würden, dass wir das mit der Geburt schon schaffen. Und wenn nicht alles immer sofort pathologisiert würde. Dann hätten auch die Schwangeren wieder mehr Vertrauen in sich, ihr Baby im Bauch, ihren Körper und dessen unglaubliche Kraft bei der Geburt.

Das – zusammen mit der 1:1-Betreuung durch eine Hebamme bei der Geburt – wären gute Voraussetzungen für mehr natürliche Geburten mit guten Erfahrungen für die Frauen und den besten Start ins Leben für die Kinder. Dazu gehört für mich aber auch, dass wir die Vorsorge tatsächlich wieder hauptsächlich (und sprichwörtlich) in die Hände der Hebammen geben. Mir geht es nicht um ein Gegeneinander-Ausspielen. Ich finde, beide Berufsgruppen können sich prima ergänzen: die Hebammen als Hauptansprechpartnerinnen bei der Vorsorge, Geburt und Nachsorge, die Ärzt_innen als Begleiter_innen bei tatsächlich mit Komplikationen verbundenen Schwangerschaften oder Geburten. Wenn die Hebammen dann auch wieder mehr Vorsorge machen dürfen, sind sie vielleicht nicht so schnell gezwungen, ihren geliebten Beruf auf dem Land aufzugeben. SANDRA GOLDSCHMIDT, Hannover

betr.: „Hinterm Heuwagen“, taz.nord vom 15. / 16. 6. 13

Wo man hinhört: Verteilungsgezänk! Dabei geht es um Abstraktes wie die Freiheit (der Information, der Kunst, der Wahl) oder Konkretes wie das Leben (von Alten, Kranken, Müttern oder Säuglingen). Sieht aus, als würde sich unsere Gesellschaft gerade der Tatsache bewusst, dass Wachstumsgrenzen Prioritätensetzung erfordern.

Das Heil wird noch allemal vom „Markt“ erwartet. Was sich „rechnet“ ist gut und wichtig, alles andere nachgeordnet. Wo die Spanne zwischen Kosten und Gewinnen am größten ist, verrät recht zuverlässig wer? Genau: die Börse. Hebammen werden da, glaube ich, nicht gehandelt. ANKE, taz.de

Um die Geburtshilfe steht es nicht zum Besten, das war die Ausgangsthese der taz.nord-Schwerpunktseiten am vergangenen Wochenende: Ob ein Kaiserschnitt erfolgt oder nicht, richtet sich nach dem Wohnort. Mittlerweile gibt es ganze Landkreise ohne Krankenhäuser mit Geburtshilfestation. In Niedersachsen schloss in den letzten zehn Jahren jede dritte, weitere werden folgen. Und mancherorts verschwinden die Hebammen gleich mit. In Bremen hat sich deshalb nun ein „Bündnis zur Förderung der natürlichen Geburt“ gegründet. Zentrales Anliegen: die Kaiserschnittrate zu senken. Denn die wenigsten Frauen entscheiden sich aus freien Stücken fürs Skalpell.