THEATERKRITIK
: Mit den Mitteln des Tanzes

PREMIERE Das steptext dance project zeigt mit „The Desert“ den Abschluss einer Trilogie über Migration

VON JAN ZIER

Politisches Tanztheater. Geht das? Ja. Erstaunlich gut sogar. Und ganz ohne dabei unangenehm aufdringlich zu sein.

„The Desert“ heißt das Tanzstück des steptext dance project, dass jetzt in der Schwankhalle Premiere hatte, pardon: uraufgeführt wurde. Ein wunderbarer Abschluss einer spannenden Trilogie von Choreograph Helge Letonja. Und trotzdem muss man nicht die anderen Teile „The Bog Forest“ (2011) und „The Drift“ (2012) gesehen haben, um den dritten Teil von „Displacing Future“ zu verstehen.

Es geht um – Migration. Das exzellente fünfköpfige und sehr internationale Ensemble hat diesen abstrakten Begriff nicht nur, aber immer wieder mit Angst, Flucht und Vertreibung übersetzt, mit bedrohlicher Fremde und Ohnmacht. Dabei erzählt „The Desert“ keine echte Geschichte, sondern ist eher eine lose Folge von bisweilen sehr eindringlichen Bildern und Assoziationen. Die mal sehr flüssig und mal etwas zäher ineinander fließen. Alles geht dabei von fünf Individuen aus, die in diesem Falle aus Albanien, Frankreich, Spanien, Taiwan und dem Senegal kommen und oft eher zufällige Koinzidenzen haben.

Ganz wunderbar etwa ist die Figur des Hasen, gerade angesichts dieser ansonsten ja sehr sparsam kostümierten und minimalistisch bühnenbebilderten Inszenierung. Zunächst, für sich genommen, hat er eher etwas liebenswert Clowneskes. Doch sobald es mehr werden, sie zu viert, zu fünft, auf der Bühne auftauchen, bekommen sie etwas uniformiert Bedrohliches, erinnern ein wenig an Art Spiegelmans Nazi-Katzen aus dem berühmten Comic „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“.

Sehr schön auch die sexualisierte Szene, in der ein live gespieltes E-Bassriff und der Walzer aus dem Off wild aufeinandertreffen. Oder die, in der einer Tänzerin von den anderen buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen wird, von den anderen, die im Grunde doch ebenso Fremde sind wie sie. Das hätte ein fulminanter Schlusspunkt sein können. Aber es wäre ein arg düsterer gewesen.

Wieder am: 22., 23., 26. – 29. Juni, jeweils 20 Uhr, Schwankhalle, Buntentorsteinweg 112