Teure Hülle für geile Speere

ZONENRANDERTÜCHTIGUNG

Früher Vogel fängt den Wurm: Also frisch auf!, um 8.17 Uhr geht Montag der Zug von Braunschweig, den man nehmen muss, um’s pünktlich zur Eröffnung des 15 Millionen Euro teuren „Paläon“ zu schaffen.

Nicht, dass er in Schöningen hielte, schrille Idee!, aber: via Weddel, Schandelah, Königslutter und Frellstedt erreicht der Zug Helmstedt, Startpunkt der 370, die um 9.02 am Zentralen Omnibus-Bahnhof Schöningen hält. Die restlichen 2,7 Kilometer sind Fußweg. Und immerhin kann auf dem nachdenken: Hat Niedersachsen die 15 Millionen Euro, die es in die museale Aufbereitung der unter archäologischen Gesichtspunkten oberaffentittengeilen Schöninger Speere sinnvollerweise genau hier angelegt, am Zonenrandrand? Klar ist dies der Fundort, der mit etwa 300.000 Jahren ältesten erhaltenen Jagdwaffen. Aber warum wohl hat bis 1994 niemand bemerkt, dass sie der Homo heidelbergensis hier liegen ließ?

Der elegante „Paläon“-Bau auf der mit Przewalski-Pferdchen besiedelten Ödfläche eines Ex-Braunkohletagebaus ist ausstellungstechnisch ein Mix aus Museum und monothematischem Science-Center, wie die insolvente Hamelner Erlebniswelt Weserrenaissance oder das Bremer Pleite-Objekt Botanika. Als sie noch Opposition war, äußerte Kulturministerin Gabriele Heinen-Kljajić (Grüne) deshalb so ihre Bedenken. Jetzt lässt sie bezüglich des „Paläon“ ausrichten, dass „deutlich mehr als eine rein erlebnisorientierte Präsentation“ entstanden sei, aber was soll sie auch sagen. Die Macher erwarten 50.000 BesucherInnen jährlich, also fast so viele, wie durchschnittlich das Welterbe Rammelsberg entern.

In den ersten drei Jahren kann das klappen, und Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wird sich in der Eröffnungsrede Montag noch keine Gedanken darüber machen, wer danach einspringt. Er reist ja auch mit dem Auto an. BES