muslim-demo
: Kein Anlass für Panik

Die Rechnung ist nicht ganz aufgegangen. Trotz Schulterschluss aller großen muslimischen Verbände und deren gemeinsamen Aufruf zur Besonnenheit, will eine Minderheit von islamischen Gläubigen ihren Protest gegen die Mohammed-Karikaturen offen kundtun. Kein Grund zur Panik: Die Gelassenheit, die der dänische Honorarkonsul und die Düsseldorfer Polizei an den Tag legen, ist berechtigt. Gerade einmal 1.000 Muslime aus NRW sollen daran teilnehmen. Und bei den anderen Demos in Stuttgart und Berlin werden noch weniger TeilnehmerInnen erwartet.

KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN

Warum sollte der Karikaturen-Streit auch hierzulande massenhaft Muslime auf die Straße treiben? Ihre Glaubensbrüder und -schwestern im Iran, im Libanon und anderswo haben die Karikaturen nur zum Anlass genommen, ihren Ärger über die Politik des Westens Ausdruck zu verleihen. Außerdem scheinen die deutschen Medien bisher pietätvoller mit religiösen Gefühlen umzugehen, zumindest ist keine eigeninitiierte Zeichnung von Mohammed als Terrorist bekannt. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Mehrheit der Muslime in NRW aus der laizistischen Türkei stammt: Dort sind bösartige Karikaturen Alltag. Die paar Trittbrettfahrer, die sich heute vor dänischen Botschaften versammeln, verändern nicht das Bild: Deutsche Muslime haben keine Lust auf die Straße zu gehen. Außer wenn sie bei einer Nicht-Teilnahme als Terroristen verdächtigt werden wie bei der Demo in Köln im November 2004, wo 20.000 Muslime gegen Gewalt und Terror protestierten. Dabei gebe es genug innerdeutschen Anlass zum Protest: Sie könnten für eine Anerkennung des Islam als Religion in Deutschland eintreten. Muslime könnten dagegen protestieren, dass Minarette nicht auf Kirchturmhöhe gebaut werden dürfen. Oder sie könnten für weltliche Dinge eintreten: dafür dass ihre Kinder die gleichen Bildungschancen erhalten wie die deutschen.