Neuer Kirchenchef attackiert FDP

EVANGELISCHE KIRCHE Käßmanns kommissarischer Nachfolger Nikolaus Schneider kritisiert Westerwelles Sozialpolitik. Göring-Eckardt: Kirche bleibt unbequem

BERLIN epd/taz | Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will auch nach dem Rücktritt der Ratsvorsitzenden Margot Käßmann weiter „politisch unbequem“ bleiben. Dies erklärte die Vorsitzende der EKD-Synode Katrin Göring-Eckardt. Der amtierende Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider kündigte an, von Käßmann angestoßene Themen wie den Afghanistan-Krieg aufzugreifen. Eine zentrale Frage sei zudem, „wie es in unserem Land sozial weitergeht“ und wie mit den Schwächsten umgegangen werde. Käßmanns Nachfolger kritisierte die Hartz-IV-Äußerungen von FDP-Chef Guido Westerwelle. Dieser zeichne ein falsches Bild von Menschen, die auf Unterstützung angewiesen seien. Von Sozialleistungen könne niemand bequem leben. „Und dann werden diejenigen, die Steuern zahlen oder in Arbeit sind, auch noch positioniert gegen die armen Menschen.“

Käßmann hatte ihr Amt wegen einer Autofahrt mit 1,54 Promille Alkohol abgegeben. Aus Kirchenkreisen hieß es, dass der Rat der EKD Käßmann einhellig vom Rücktritt abgeraten habe. Der Vize der EKD-Synode und frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) schloss im Südwestrundfunk eine spätere Rückkehr Käßmanns an die EKD-Spitze nicht aus. Er halte es für wichtig, dass jeder Mensch die Chance kriegen solle, ein zweites Mal anzufangen, sagte Beckstein, der 2008 erklärt hatte, auch nach zwei Maß Bier könne man noch Auto fahren.

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