Erholung auf dem Autodach

Campen wie in Downunder: Ein Unternehmen aus Altona stellt auf der diesjährigen Messe Reisen Hamburg zum ersten Mal seine Autodachzelte und Zeltanhänger vor und will damit besonders junge Menschen ansprechen

von Julia Sorge

Tobias Becker schlendert durch die Hamburger Messehallen, bleibt hier und da stehen, begutachtet Wohnwagen und Reisemobile. Seine Frau, erzählt der 34-Jährige, hat Urlaubswünsche angemeldet – zum ersten Mal mit den zwei kleinen Kindern. Sie haben sich auf einen Campingurlaub geeinigt, jetzt soll Becker erst mal sondieren.

Drei kleine Hunde ziehen ihn an. Die Firma „3 DOG camping“ vertreibt Autodachzelte, und der Verkäufer zeigt Becker, wie‘s funktioniert. Er klappt die flache Box, die wie ein Dachgepäckträger oben auf dem Auto befestigt ist, seitlich auf, zieht kräftig am darin liegenden, zusammengefalteten Stoff – und das Autodach wird zur überdachten Schlafstatt, die der Camper über eine kleine Leiter erreichen kann. Die Matratze samt Bettzeug liegt schon einladend in der Box, das fertig montierte Vorzelt seitlich vorm Auto ist so hoch, dass Becker bequem darin stehen kann, auch ein kleiner Tisch und zwei Stühle haben noch Platz. 30 Sekunden, sagt der Verkäufer, dauere der Aufbau. „Aber ein Besucher hat vorhin die Zeit gestoppt und festgestellt, dass man nach 15 Sekunden schon im Trockenen steht, wenn es regnet.“

Auf der diesjährigen Reisen Hamburg stellt das Unternehmen aus Altona zum ersten Mal seine Autodachzelte und Zeltanhänger vor. Julian Nocke, Gründer und Geschäftsführer, reiste 18 Monate um die Welt, bis ihm seine Geschäftsidee kam. Neun Monate war er in Australien unterwegs und jobbte hier und da – mal als Cowboy, schließlich als Schweißer bei einer Zeltfirma in Byron Bay an der Ostküste des Landes. Und während er dort Gestänge und Anhänger für Zeltcaravans produzierte, kam ihm der Gedanke, diese auch in Europa anzubieten. Hergestellt in seiner eigenen kleinen Firma.

„Ich selbst bin seit Ewigkeiten Camper, immer spontan und als Nomade unterwegs“, erklärt der 31-Jährige seine Idee. „Und ich habe gesehen, dass es Zelte dieser Art in Deutschland nicht gibt.“ Im Oktober 2005 machte er seinen Traum wahr und gründete „3 DOG camping“. Die Zeltmodelle von Downunder hat er den europäischen Bedingungen angepasst, den Firmennamen durfte er vom australischen Anbieter übernehmen. Der benannte das Unternehmen nach seinen drei Hunden: einem Husky und zwei Dackeln, die nun auch Nockes Firmenlogo zieren.

Autodachzelte und Zeltanhänger sind nicht neu in Deutschland. Besonders Letztere, bei denen das fertig montierte Zelt aus dem Anhänger herausgeklappt wird, werden schon seit Ende der 50er Jahre verkauft; produziert wird meist im europäischen Ausland. „Die bisher angebotenen Produkte sind nicht schlecht, sie sind einfach nur anders“, sagt Nocke diplomatisch. Seine Zelte hätten eine andere Falttechnik, und das Design sei sehr modern und klar.

Mit ihrem schlichten Äußeren setzen sich Nockes Modelle tatsächlich von der dominierenden Wohnwagen-Vorzelt-Optik ab. Besonders junge Menschen, hofft er, sollen sich von ihnen angesprochen fühlen. Wer mehr Platz braucht, weil er länger an einem Ort bleibt, kann die Anhängerzelte noch mit mehreren zusätzlichen Vorzelten vergrößern. Mit einem Preis von 3.160 Euro für ein Autodachzelt, die Anhänger kosten zwischen 5.380 und 6.240 Euro, ist es zumal um einiges erschwinglicher als die immer luxuriöser ausfallenden Wohnwagen und -mobile.

Den Zeltstoff, „Billabong Canvas“, importiert Nocke aus Australien: „Ich habe hier kein vergleichbares Material gefunden“, erklärt er. Das Gewebe sei besonders stark, witterungsbeständig und leicht; durch doppelte Imprägnierung zudem trotz häufigen Faltens wasserabweisend. Dass gerade Australien Stoffe dieser Qualität anbietet, erklärt er sich durch die lange Tradition der mobilen Berufe dort: Schon in „Waltzing Matilda“, der inoffiziellen Nationalhymne des Landes, werde „Matilda“, eine Schlafmatte aus festem Canvas, besungen.

Tobias Becker hat für sich und seine Familie eine neue Camping-Möglichkeit entdeckt: Der Scout Dog, ein kleines Anhängerzelt, ist sein Favorit. Über einen Messe-Rabatt verhandelt er bereits. Das Autodachzelt fände er zwar auch spannend, „aber um die Leiter hochzuklettern sind meine Kinder noch zu klein“.

Beerenweg 6-8, ☎ 69 66 88 50 oder www.3DOGcamping.de