Wetter der Superlative

KALT, HEISS, STÜRMISCH

Auf den Jahrhundertwinter, der so kalt und lang war wie selten einer zuvor, folgte ein Jahrhundertfrühling, der nicht nur eine Jahrhundertflut aufweisen konnte, sondern unglaublich lange unglaublich kalt blieb. Plötzlich, als hätte es das Wetter auf Superlative abgesehen, brach schließlich glühende Hitze über uns herein – und am Donnerstagabend dann ein gefühltes Jahrhundertunwetter. Ist das Wetter zurzeit wirklich so extrem? Oder neigen wir nur zur Übertreibung?

Die Donnerstagnacht in Berlin war tatsächlich spektakulär: Regen peitschte durch die Straßen, Blitze erleuchteten den Himmel, Bäume fielen um. Auch von herumfliegenden Blumentöpfen wurde berichtet. Begann der Donnerstagabend für die Feuerwehr mit vergleichsweise harmlosen Einsätzen wie dem Auspumpen von Kellern, steigerte sich die Brisanz der Lage mit zunehmender Stunde. Um 21.56 Uhr rief die Berliner Feuerwehr den Ausnahmezustand aus, kurz danach stürzten zwei Bäume auf ein Haus in Müggelheim. Etwas später kollidierte eine S-Bahn in Zehlendorf mit einem umgefallenen Baum. Die Feuerwehr musste mehrere Kleinbrände und das Dach eines Einfamilienhauses löschen. Um 1 Uhr erklärte sie den Ausnahmezustand schließlich für überstanden.

Es war also ganz schön was los. Aber ein Jahrhundertunwetter? Nein, das sieht dann doch anders aus. Man erinnere sich nur an den Gewittersturm im Jahr 2002, als in Berlin und Brandenburg sieben Menschen getötet wurden, darunter zwei Jugendliche, die auf einem Zeltplatz am Wannsee übernachteten. Am Donnerstag gab es so etwas nicht. Das Lager der Jugendfeuerwehr in Müggelheim konnte rechtzeitig evakuiert werden.   GESA STEEGER