Dickblütige Evi

Bei der Langläuferin Sachenbacher-Stehle werden hohe Hämoglobinwerte festgestellt. Sie muss nun pausieren

TURIN dpa ■ Der Ski-Weltverband Fis hat gegen Eva Sachenbacher-Stehle eine Schutzsperre von fünf Tagen verhängt. Die Maßnahme hat im Lager des Deutschen Skiverbandes (DSV) für Aufregung gesorgt. Ein Bluttest am Donnerstagnachmittag ergab bei der Staffel-Olympiasiegerin von 2002 einen überhöhten Hämoglobinwert von 16,3, der zu einer automatischen mehrtägigen Sperre führt. Der DSV will die Ausbootung für die Doppelverfolgung am Sonntag (10 Uhr) nicht hinnehmen und erwägt mit einer Einstweiligen Verfügung dagegen vorzugehen.

„Ich habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen“, sagte die 25-Jährige Athletin aus Reit im Winkl unter Tränen. „Es ist zu blöd, dass ich ausgerechnet im wichtigsten Rennen nicht starten darf“, sagte sie. Entgegen den Fis-Statuten war Sachenbacher-Stehle nach der Blutentnahme zur Bestimmung des Hämoglobinwerts nicht auch noch zum Dopingtest gebeten worden. Er wird durchgeführt, um Manipulationen mit dem Blutdopingmittel Epo auszuschließen.

Bundestrainer Jochen Behle forderte, dass dies am Freitag nachgeholt werden sollte, um die Unschuld seiner Läuferin beweisen zu können. Gleichzeitig nahm er sie in Schutz: „Wir werden nicht akzeptieren, dass Sportler, die sich nichts vorzuwerfen haben, nicht starten dürfen“, sagte er. „Ich kann Evi nicht erklären, warum andere mit höheren Werten und einer Ausnahmegenehmigung um Medaillen kämpfen können, während sie draußen steht.“ Er lege für seine Athleten „die Hand ins Feuer, dass alle Dopingproben negativ sein werden“, sagte Behle. „Wenn Evi nicht starten darf, ist das eine Rufschädigung.“

DSV-Verantwortliche verwiesen auf die angeblich lange bekannte Tatsache, dass Sachenbacher-Stehle ähnlich wie der Frankenhainer Jens Filbrich und Franz Göring (Zella-Mehlis) genetisch bedingt zu hohen Hämoglobinwerten neige. Diese Werte können auf Blutdoping hinweisen, aber auch auf natürliche Weise ohne unerlaubte Manipulation zu Stande kommen. Merkwürdig ist freilich, dass die Deutsche nicht allein auffällig geworden ist, sondern auch sieben weitere Langläufer – so viele wie noch nie im Vorfeld olympischer Winterspiele. Bekanntermaßen nutzen viele Athleten die Möglichkeit, ihre Blutwerte aufzupeppen, an die erlaubte Grenze zu gehen – nicht immer mit erlaubten Substanzen. Die ebenfalls mit einer Schutzsperre belegten Athleten sind: Sean Crooks (Kanada), Sergej Dalidowisch (Weißrussland), Jean Marc Gaillard (Frankreich), Alexander Latzukin (Weißrussland), Natalia Matweewa (Russland), Kikkan Randall (USA) und Leif Zimmermann (USA).

Der DSV hat angeblich bereits im August 2005 eine Ausnahmegenehmigung für die bayerische Läuferin beantragt. Sie wurde nach Verbandsangaben ohne Begründung von der Medizinischen Kommission der Fis abgelehnt. Dem Antrag lagen laut DSV Gutachten einer deutschen Uniklinik bei, die belegen sollten, dass Sachenbacher-Stehle eine Tendenz zu hohen Werten habe.

Von Seiten der Fis sah man am Freitag keine Fehler im Procedere. Auch den Vorwurf, nach dem Bluttest habe es die in den Fis-Statuten festgeschriebene Dopingkontrolle bei Evi Sachenbacher-Stehle nicht gegeben, ließ sie nicht gelten. „Bei Olympischen Spielen ist dies Sache des IOC. Wir haben das IOC informiert, damit ist unsere Aufgabe erfüllt“, sagte sie.