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: Wayne Gretzky

Man hat’s halt nicht leicht als Legende. Jahrelang durfte Wayne Gretzky die Knochen hinhalten, jeden verfügbaren NHL-Rekord sollte er brechen, vier Stanley-Cups für die Edmonton Oilers gewinnen, als Funktionär musste er Kanadas Eishockeyspieler zu ihrer ersten Goldmedaille nach 50 Jahren führen, und seit Monaten trainiert er jetzt schon ebenso selbst- wie weitgehend glücklos einen Tabellenletzten – und nun hat der Exekutivdirektor vom Team Canada auch noch Probleme mit einer wettspielsüchtigen Ehefrau und einem dicken Freund.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass Rick Tocchet, Assistent von Chefcoach Gretzky bei den im Keller der Pacific Division herumkrepelnden Phoenix Coyotes, ein illegales Wettgeschäft mit Millionenumsätzen betrieb. Eine seiner besten Kundinnen war eine gewisse Janet Jones. Die ist nicht nur ehemalige B-Movie-Darstellerin, sondern dummerweise auch aktuelle Gattin von Gretzky und soll in einem Zeitraum von nur sechs Wochen insgesamt mehr als 500.000 US-Dollar auf Footballspiele, zuletzt allein 75.000 auf die Super Bowl, gesetzt haben. Ihr Ehemann bestreitet entschieden, davon irgendetwas gewusst zu haben. Doch nun enthüllte die Presse Informationen eines anonymen Informanten, dass Gretzky auf abgehörten Telefongesprächen mit seinem engen Freund Tocchet bespricht, wie man Frau Jones am besten heraushalten könne aus der Sache, sollte sie denn auffliegen.

Tocchet wurde von den Coyotes bereits beurlaubt. Ihm und seinen Komplizen, darunter ein Polizist aus New Jersey, droht eine Anklage wegen illegalen Glücksspiels, Geldwäsche und Verschwörung. Die Ermittler der Sonderkommission „Operation Schlagschuss“ haben noch mehr als ein halbes Dutzend aktive NHL-Profis und Funktionäre im Visier. Zwar gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass auf Eishockeyspiele gewettet wurde, aber die NHL verbietet jeden Kontakt zu Buchmachern und illegalen Kreisen, um die Erpressbarkeit ihrer Aktiven zu verhindern.

Gretzky, so der aktuell bekannte Stand der Ermittlungen, hat zwar selbst nicht gewettet, aber als Ehemann, möglicher Mitwisser und wahrscheinlicher Lügner bröckelt sein bislang makelloses Image massiv. „The Great One“, legen ihm hämisch Medien aus dem südlichen Nachbarland nahe, solle doch bitte zu Hause bleiben, damit sich die kanadischen Kufenflitzer auf die Titelverteidigung konzentrieren könnten. Gretzky selbst ist vorerst noch anderer Meinung: „Ich habe nichts Falsches getan, ich werde nach Italien reisen.“ In Kanada selbst glaubt man noch fest an die Integrität des Nationalheiligtums, das am Sonntag in Turin erwartet wird. THOMAS WINKLER