leserInnenbriefe
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Glücksfall Leerstand

■ betr.: „Das Waller Wanderkino“, taz bremen vom 25. 2.

In die Standortsuche für das Kino 46 sollte unbedingt auch der Stadtteil Bremen-Nord einbezogen werden. Erstens aus Gründen der kulturellen Gleichversorgung, denn Bremen-Nord verfügt weder über ein Kino noch über eine vergleichbare kulturelle Einrichtung wie das Kino 46. (…) Bremen-Nord wird trotz seiner 100.000 Einwohner von manchen schon als „Schlafstadt“ bezeichnet. Beste Voraussetzung also für ein Kino. Zweitens existiert in der Friedrich-Humbert-Straße ein leerstehendes Kino, dass sich im Eigentum der Stadt befindet. Welch Glücksfall für eine Prüfung der Wirtschaftlichkeit!

Aber im Geiste höre ich schon die Stimmen der Zweifler. Zu weit weg! Ja, ist denn das Stadtzentrum die einzig wahre Alternative? Erfolgreiche Standorte wie Schwankhalle, Städtische Galerie und Overbeck belegen etwas anderes. Ambitionierte Kulturarbeit ist nicht standortabhängig. Auch Donaueschingen lag außerhalb der Anbindung zu Kulturmetropolen und beherbergt heute dennoch das bedeutendste Festival für zeitgenössische Musik.

Also bleibt noch die „Zielgruppenerreichbarkeit“. (…) Sehr leicht kann man den Fehler begehen zu unterstellen, in Bremen-Nord gäbe es kein ausreichend interessiertes Klientel. Abgesehen davon, dass sich wohl niemand mit dieser Aussage öffentlich blamieren möchte, ist dies ein kultureller Irrweg. (…) JOE SCHLOESSER, Bremen

Mehr SenatorInnen für Bremen

■ betr.: „Günthner kann Bremerhaven“, taz bremen vom 25. 2.

Auf dem Landesparteitag der Bremer SPD am 20. Februar schlug Thomas von der Vring Jens Böhrnsen, der ja auch im Saal war, vor, er möge doch bitteschön Martin Günther entlasten und das Amt des Justizsenators selber übernehmen. Unser Bürgermeister winkte ab mit dem Hinweis, das zusätzliche Amt des Kultursenators laste ihn genug aus. Das hat man davon, wenn man SenatorInnenstellen einspart. Es ist kontraproduktiv. Die Kosten dafür betragen allein im Fall der mit fünf (!) Ressorts völlig überlasteten Senatorin Ingelore Rosenkötter das Tausendfache.

Ich setze darauf, dass die Koalitionäre den Mut haben, umgehend zwei bis vier weitere SenatorInnenposten zu schaffen und zu besetzen. Nur so sind die beiden dicksten Brocken im völlig desolaten Bremer Etat, „Personal“ und „Soziales“, gezielter als bisher auf den Haken zu nehmen. MARTIN KOROL, Bremen

Pazifistische Hafenpolitik

■ betr.: ebd.

Die Pusdorfer Friedensgruppe gratuliert Martin Günthner (SPD) zur Wahl als Bremens Wirtschafts- und Häfensenator. Zugleich richten wir an ihn die Bitte, sich dafür einzusetzen, dass Rüstungsexporte über die bremischen Häfen eingestellt werden und ein neues Konversionsprogramm aufgelegt wird, mit dem bremischen Rüstungsbetrieben geholfen wird, sich auf die Herstellung ziviler Güter umzustellen. Deutsche Rüstungsexporte, von denen ein Teil über die bremischen Häfen abgewickelt wird, können Kriege in Gang bringen und halten sowie alte und neue Aggressoren aufrüsten. Sie zu unterbinden, wäre ebenso ein Zeichen bremischer Friedenspolitik wie das Ende der Rüstungsproduktion in der Hansestadt.

i. A. JOACHIM FISCHER, Bremen

Auch Roma-Kinder sind die Zukunft

■ betr.: „Keine Ruhe für Roma“, taz bremen vom 22. 2.

Wenn in Bremen mehrere Projekte dazu dienen sollen, Angehörige der Roma-Minderheit dabei zu unterstützen, in Bremen zu Hause zu sein – mit der Chance auf Erwerbstätigkeit, Ausbildung, Leben und Kultur, kann Bremen doch auch den nächsten Schritt tun: Roma wollen hier ein „Leben in Sicherheit und Würde“. Im Kosovo bekommen sie es nicht. Und Bremen braucht junge Familien. Auch die Roma-Kinder sind die Zukunft der Stadt. Die Zukunft schiebt man nicht ab!

KLAUS STEMPEL, Bad Nenndorf