Keine Fortschritte am Niederrhein

Die einen wollen die Liga erhalten, die anderen in den Uefa Cup. Das 1:1 vom Wochenende hilft dabei weder den MSV Duisburg noch Borussia Mönchengladbach. Immerhin konnte sich der Kassierer über eine volle MSV-Arena freuen

DUISBURG taz ■ Die Gefühlslage der Akteure passte zum Ergebnis: unentschieden. Dazu die Perspektive: unsicher. Das 1:1 zwischen dem MSV Duisburg und Borussia Mönchengladbach war ebenso überflüssig wie berechenbar. Duisburg wartet seit dem elften Spieltag auf einen Heimsieg, Mönchengladbach hat nach der Winterpause noch gar nicht gewonnen. Dennoch muss sich der Beobachter die Frage stellen, wie es passieren konnte, dass die beiden Teams am 21. Spieltag zehn Punkte und beinahe ebenso so viele Tabellenplätze voneinander trennen können.

„Uns fehlen immer nur Nuancen“, sagte MSV-Verteidiger Marian Biliskov nach dem Spiel. Damit war vor allem die Chance von Klemen Lavric eine Viertelstunde vor Spielende gemeint. Wie schon beim vermeidbaren 0:2 in Dortmund traf der erneut starke Angreifer nur den Pfosten. Dass er die Duisburger in der dritten Minute in Führung gebracht hatte, war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wichtig. „Das ist schön für mich, aber zu wenig für die Mannschaft“, sagte Lavric. Und zu wenig für die Liga.

„Wir sind für unsere Arbeit nicht belohnt worden, aber davon dürfen wir uns nicht unterkriegen lassen“, sagte MSV-Torhüter Georg Koch. Der permanente Abstiegskampf wird nach dem sechsten Unentschieden im zehnten Heimspiel nicht aussichtsreicher. Jürgen Kohler hat der Mannschaft aber zumindest eine gewisse Kompaktheit gegeben. Am Samstag zogen sie ein dichtes Netz im Mittelfeld. Defensiv ist dem Team die Bundesligatauglichkeit nicht anzusprechen. Doch Tore erzielen die Duisburger eigentlich nur dann, wenn Unparteiische oder Gegner peinlich berührt wegschauen. Vor der Duisburger Führung stellte die komplette Mönchengladbacher Defensive die Arbeit ein. Auch das war nicht wirklich überraschend.

Die Gladbacher rennen ihren übermütig gesetzten Erwartungen planmäßig hinterher. Diesmal überdeckte der Platzverweis von Eugen Polanski die spielerischen Mängel des Teams. Bo Svensson Ausgleichstreffer in der 20. Minute sorgte für den zweiten Punkt im vierten Spiel. Der erhoffte Angriff Richtung Uefa Cup-Plätze blieb in der Winterpause hängen.

Trainer Horst Köppel, erst Interims-Variante, dann fest angestellt, bemüht seit Wochen den selben Sprechzettel. „Das haben wir uns anders vorgestellt“, sagt er nach den Spielen. Während des Spiels am Samstag tanzte er an der Seitenlinie umher, bedachte seine Spieler mit abfälligen Armbewegungen und verzog dabei schmerzhaft sein Gesicht. Statt des dritten Frühlings erlebt Köppel wohl den Spätherbst seiner Karriere. Es könnte sein, dass er alsbald die seit zwei Jahren ständig aktualisierte Liste der Ex-Trainer erweitern wird – Ewal Lienen, Holger Fach und Dick Advocaat warten schon.

30 oder mehr Spieler wurden in der vergangenen zwei Jahren verpflichtet, durchgeschleust oder wieder weggeschickt – wie zuletzt der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Giovane Elber. Die Borussia befindet sich mittlerweile in den Tabellenregionen, die ihr auch schon in der Hinrunde gezeigtes spielerisches Potenzial abbildet. Damals gelang es den Borussen noch, unter hohem Aufwand Spiele zu gewinnen, die eigentlich verloren schienen. Ein gut gefüllter Stadionpark und eine ruhmreiche Vergangenheit schießen auf Dauer keine Tore und gewinnen erst recht keine Spiele. Die 10.000 mitgereisten Borussenfans wollten sich so auch nicht wirklich über den Punkt freuen.

Wenigstens sorgten sie dafür, dass die MSV-Arena mit 30.000 Zuschauern endlich mal gut gefüllt war. Es ist zu befürchten, dass in der kommenden Saison Gegner wie Unterhaching oder Burghausen die Zahl in den vierstelligen Bereich sacken lassen.

HOLGER PAULER