REPORT ÜBER DEN HURRIKAN „KATRINA“: BUSH HÖRT SOWIESO NICHT HIN
: Katastrophe mit 90 Fehlern

Der Hurrikan „Katrina“, der die Stadt New Orleans untergehen ließ, führte der Welt vor Augen, wie wenig die Bush-Administration gelernt hat. Das ist der Tenor des ersten offiziellen „Katrina“-Untersuchungsberichtes. Überraschend dabei ist nicht die Feststellung, dass die späte Reaktion des Weißen Hauses vielen der 1.200 Opfer hätte das Leben retten können. US-Medien prangern seit Monaten die Arroganz und Unlust der Verantwortlichen in Washington an. Überraschend ist, dass ausgerechnet die Republikaner, Bushs getreue Parteisoldaten, selbst zu diesem Schluss gelangen. Denn der Bericht, dessen Schlussfolgerungen vorab durchsickerten, stammt von einem ausschließlich republikanischen Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses. Die Demokraten hatten sich mit ihrer Forderung nach einer parteiunabhängigen Kommission wie der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nicht durchsetzen können.

In 90 Punkten reihen die Autoren nun auf, warum die Bush-Administration aus dem Desaster des 11. September nichts gelernt hat. Wie in New York, so habe auch in New Orleans die Administration viel zu spät reagiert, lebenswichtige Informationen weder mitgeteilt noch die rechtzeitig eingehenden Warnungen an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Dem Präsidenten selbst attestiert die elfköpfige Kommission, dass er das Eingreifen des Katastrophenschutzes hätte bedeutend beschleunigen können. Die Tatsache, dass selbst die Republikaner ein solch ernüchterndes Bild des Versagens zeichnen, legt nahe, dass der Umgang mit der Katastrophe in der Tat katastrophal war – und ist.

Dies alles wird für Bush jedoch kaum Konsequenzen zeitigen, zu sehr hat sich die Nation mit dem Untergang von New Orleans abgefunden. Weißes Haus und Senat werden in den nächsten Wochen ihre eigenen „Katrina“-Reports vorlegen, und das Getöse der gegenseitigen Beschuldigungen wird alle taub machen. Bush hört eh nicht hin. Seine vornehmliche Beschäftigung ist schließlich nicht die Heimat selbst, sondern deren Schutz vor Terroristen. ADRIENNE WOLTERSDORF