IN DER SCHWEIZ GIBT ES NICHT NUR UHREN UND SCHOKOLADE
: Mein Genfer Lieblingsladen

VON ANDREAS ZUMACH

NEBENSACHEN AUS GENF

Es gibt Menschen, die kommen regelmäßig nach Genf, um dort in ihrem bevorzugten Geschäft Uhren, Goldschmuck oder Schweizer Schokolade zu kaufen. Auch viele langjährige BewohnerInnen der Rhonestadt haben ihre Lieblingsgeschäfte. Doch ich, obwohl schon seit 1988 in Genf ansässig, habe meinen Lieblingsladen erst vor zwei Monaten gefunden. Er existiert allerdings auch erst seit November 2008: Bikes2fold am Place du Marche in Genfs katholischer Vorstadt Carouge.

Hier findet man alles, was für eine intelligente, ökologische und gesunde – sprich: autofreie – Mobilität benötigt wird: das Faltfahrrad der britischen Traditionsmarke Brompton in allen nur denkbaren technischen Variationen (selbst als Liegerad) sowie Falträder und ein Falttandem sechs weiterer Hersteller. Dazu bietet der Laden viel praktisches Zubehör und Transporttaschen für die bequeme Mitnahme von Falträdern in Zug, Bus oder Flugzeug.

Das jüngste Angebot bei Bikes2Fold ist ein genialer neuer Fahrradanhänger mit großer Packtasche. Damit lässt sich selbst ein Kühlschrank sicher per Brompton (oder mit jedem anderen Velo) transportieren. Der Anhänger kann auch als Koffertrolley genutzt werden und lässt sich in nur wenigen Sekunden zu einem gut verstaubaren flachen Rahmen zusammenfalten.

Mit Leidenschaft und großer Kundenfreundlichkeit geführt wird Bikes2fold von Sulpiz Boisserée, einem Kunsthistoriker aus meiner Heimatstadt Köln. Sulpiz kam vor über 20 Jahren nach Genf und ärgert sich seitdem über den lebensfeindlichen Autoverkehr, der trotz eines dichten Netzes moderner Busse und Straßenbahnen stetig zunimmt. In Kooperation mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben von Genf und Lausanne entwickelte Sulpiz eine Öffentlichkeitskampagne, die zeigt, wie sich in beiden Städten jedes beliebige Ziel mit der Kombination aus Bus/Bahn/Metro und Faltvelo gut erreichen lässt – meist sogar schneller als mit dem Auto.

Bereits im ersten Geschäftsjahr verkaufte Sulpiz 230 Falträder – mehr als doppelt so viele, wie in der gesamten restlichen Schweiz abgesetzt wurden. Derzeit verhandelt er mit den Schweizer Bundesbahnen (SBB) über die Bereitstellung von Schließfächern für Brompton-Mietvelos auf den Bahnhöfen. Auf seiner Webseite (www.bikes2fold.com) gibt es neben Informationen auch herrlich skurrile Videos über die letztjährigen Brompton-Weltmeisterschaften in Oxford.