Wandertiere bekommen mehr Schutz

NATUR Der zunehmende Bergbau in Zentralasien gefährdet wildlebende Huftiere, weil Straßen zum Transport von Arbeitern und Rohstoffen ihnen die lebenswichtigen Wanderwege abschneiden

VILM dpa | Antilopen, Wildesel, Gazellen und Wildkamele sollen künftig leichter durch Zentralasien ziehen können. Regierungsvertreter und Experten aus der Mongolei, Kasachstan, Kirgistan und Deutschland einigten sich am Montag auf der Insel Vilm auf einen Schutzplan.

Zentralasien hat die größten zusammenhängenden Graslandökosysteme weltweit. Zugleich herrschen extreme Witterungsbedingungen, die es für Tiere notwendig machen, zwischen den Weidegründen hin und her zu wandern. Zuletzt erlebte die Region aber auch einen Boom im Bergbau, für den die Infrastruktur großräumig ausgebaut werden musste. „Diese Schienen und Straßen zerschneiden die Gebiete und hindern die Tiere an den überlebenswichtigen Wanderungen“, sagt Christiane Röttger, Referentin für Zentralasien im Sekretariat der Bonner Konvention für wandernde Tierarten. Zudem entstünden entlang der neuen Wege Siedlungen, dadurch steige die Gefahr der Wilderei. Auch illegaler Bergbau in den Wanderungsgebieten sei ein Problem.

Der Schutzplan sieht vor, etwa den Zaun an der usbekisch-kasachischen Grenze für Wildtiere durchlässig zu machen, indem er um 20 Zentimeter angehoben und der untere Stacheldraht entfernt wird. So sollen etwa die 140.000 Saiga-Antilopen ein größeres Gebiet bekommen.

In der Mongolei, wo mehr als eine Million mongolische Gazellen und 59 Prozent der Weltpopulation der Wildesel leben, sollen Schienenstrecken eingezäunt werden, um domestizierte Herden zu schützen. Dort sind 5.600 Kilometer Eisenbahntrassen geplant, die die Wanderungsgebiete der wildlebenden Tiere zerschneiden.

Wissenschaftler sollen untersuchen, ob die Wildtiere auch sogenannte Grünbrücken über und unter Straßen und Schienen annehmen oder temporäre Fahrverbote nutzen.