H5N1 in Italien und Griechenland gefunden

Die infizierten Schwäne kamen vermutlich aus Russland. In Indonesien streben drei weitere Menschen

Experten waren sicher, dass der Erreger auf der anderen Seite des Mittelmeers auftauchen würde

BERLIN taz ■ Drei weitere Vogelgrippetote, drei neue Länder auf der Vogelgrippe-Landkarte: Die Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigte gestern, dass der Virusstrang H5N1 zwei Indonesier und einen Chinesen das Leben kostete. Nach WHO-Angaben starben damit seit 2003 in Asien und im Nahen Osten mindestens 88 Menschen an H5N1.

Die Menschenleben gefährdende Form der Vogelgrippe hat jetzt auch die Europäische Union erreicht. Der italienische Gesundheitsminister Francesco Storace erklärte, „es ist erwiesen, dass das Virus Italien erreicht hat“. In Italiens Süden – auf Sizilien sowie in der Region Kalabrien – waren tote Schwäne auf H5N1 positiv getestet worden. Zuletzt trat die Vogelgrippe in Afrika auf – Experten waren sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Erreger auf der anderen Seite des Mittelmeers auftauchen würde. Ein Vertreter der Gesundheitsbehörden auf Sizilien sagte, vermutlich seien die infizierten Tiere Zugvögel aus Russland, die auf ihrer Route vom Schwarzen zum Mittelmeer gekommen sind (siehe Grafik).

Auch bei toten Schwänen im Norden Griechenlands wurde H5N1 festgestellt. Der griechische Landwirtschaftsminister Alexandros Kontos: „Es ist der tödliche, der aggressive Virusstrang.“ Die Ergebnisse für eine verendete Wildgans, gefunden auf der griechischen Insel Skiros, würden spätestens in einer Woche erwartet. Der Minister versuchte zu beruhigen: Noch gebe es keine Fälle von Vogelgrippe bei Nutztieren.

Nachgewiesen wurde die Vogelgrippe auch in Bulgarien: Dort werden nach Angaben der EU jetzt tote Vögel – gefunden nahe der Grenze zu Rumänien – auf H5N1 getestet. Der Virustyp H5 jedenfalls ist schon bestätigt. Auch aus Rumänien und erstmals auch aus Slowenien wurden neue Vogelgrippe-Verdachtsfälle gemeldet.

Betont gelassen reagierte gestern das deutsche Agrarministerium. „Wir beobachten die Situation sehr genau“, erklärte eine Sprecherin. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer hatte bereits vor Wochen angekündigt, dass ab 1. März für mindestens zwei Monate wieder die Stallpflicht gilt. Zusatzmaßnahmen seien nicht geplant, so die Sprecherin.

Die Seuchenexperten der Europäischen Union werden am Donnerstag in Brüssel beraten. Ein Sprecher der WHO erklärte: „Wenn das Virus in einem neuen Land auftaucht, heißt das nicht, dass die weltweite Grippewelle ausgebrochen ist. Es heißt, dass die Tierkrankheit sich ausbreitet.“

NICK REIMER