Die Bewegte

Eine weitere Station in ihrer Bewegungskarriere ist das neueste Amt, das Gisela Penteker übernommen hat: Vor wenigen Wochen hat der Flüchtlingsrat Niedersachsen die 64-Jährige zur Vorsitzenden gewählt. Dort löst sie nach 18 Jahren Norbert Grehl-Schmitt ab, der nicht erneut kandidiert hat.

Ein Neuling ist Penteker beim Flüchtlingsrat allerdings keineswegs. Gut acht Jahre saß sie im Vorstand und auch sonst ist sie in der Flüchtlingsarbeit mehr als aktiv: Hauptberuflich Hausärztin mit Landarztpraxis in Hemmoor im Landkreis Cuxhaven, engagiert sie sich nebenberuflich im Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen. Für die „Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW) reist sie regelmäßig in kurdische Gebiete in der Türkei.

Auch für die Rückkehr der Kurdin Gazale Salame, die seit dem Frühjahr wieder in Niedersachsen lebt, hat sich Penteker eingesetzt. 2005 war Salame von der damaligen schwarz-gelben Landesregierung schwanger mit der jüngsten Tochter in die Türkei abgeschoben und von ihrem Mann und den älteren Töchtern getrennt worden. Mehrfach hat Penteker sie dort besucht.

Dass sich Fälle wie dieser nicht wiederholen und Flüchtlinge grundsätzlich „als Menschen in Not anerkannt werden“, ist jetzt ihre Erwartung an die neue rot-grüne Regierung. Bislang habe sie „ein gutes Gefühl, ohne euphorisch zu sein“, sagt sie. Ein ganzes Kapitel widmet der Koalitionsvertrag der Flüchtlingspolitik. Auch die Förderung des Flüchtlingsrats ist darin vorgesehen. Der Vorsitzenden ist das nur willkommen – derzeit finanziert sich der Verein samt der Geschäftsstelle mit zwölf Mitarbeitern vornehmlich über Projekte.

Ihr eigenes Engagement bezeichnet Penteker unterdessen bescheiden als „natürlich gewachsen“. Sensibilisiert habe sie der Kontakt zu einer bosnischen Flüchtlingsfamilie – und auch der eigene Hintergrund: Sie ist das Kind Kriegsvertriebener aus Siebenbürgen. „Entwurzelungsgeschichten habe ich über meine Elterngeneration direkt erlebt“, sagt sie, „das prägt.“  THA