Ein gefährliches Spielzeug

Die ZLB soll gebaut werden

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Keine Frage, eine neue Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) wäre für Berlin ein Gewinn. Eine Bildungseinrichtung, noch dazu eine für die breite Öffentlichkeit, ist wie das Salz der Erde von morgen. Moderne Bibliotheken sind keine Institutionen mit staubigen Bücherregalen – an welche die beiden bestehenden Häuser erinnern. Sie funktionieren vielmehr wie Kulturzentren, innovative Medienorte oder Lern-Laboratorien. Darum ist die Entscheidung des Senats, die ZLB weiter auf der Agenda zu behalten, richtig.

Teures Bücherschloss

Dass sich Klaus Wowereit damit weiter sein 270 Millionen Euro teures Bücherschloss auf dem Tempelhofer Feld leisten darf, ist dagegen keine gute Botschaft. Denn der repräsentative Anteil an dem Bauvorhaben ist so groß wie die eigentlichen Probleme: der Standort, die Kosten, das Konzept und die Realisierung. Anstatt sich mit einer klugen und sparsamen Investition nämlich besserer Optionen zu besinnen – wie die Zusammenführung der Landesbibliotheken an einer Stelle oder die Umnutzung bestehender Großarchitekturen –, hat Wowereit nun neue Gelegenheit, sein Prestigeprojekt vor sich herzutreiben. Wird schon, lautet die Devise.

Genau an dieser gedankenlosen Haltung, die fatal an die gescheiterte Kunsthalle erinnert, könnte eine neue ZLB letztlich scheitern. Bockt Wowereits gefährliches Spielzeug an irgendeiner Stelle, wird es ihm weggenommen. Einen nächsten BER will niemand, schon gar nicht in der Berliner SPD. Und dann gibt es noch die CDU, die den Tempelhofer Neubau eigentlich ablehnt und nur darauf wartet, ihn abschießen zu können. Das wäre das Ende der ZLB – zum Schaden der ganzen Stadt.