Vor Kraft kaum laufen

Schulleiter fürchten Belastung durch Selbstverantwortete Schule. Heute Gesetz in Deputation

Heute wird in der Deputation der Schulbehörde das Gesetz zur geplanten „Selbstverantworteten Schule“ verabschiedet. Klaus Wendtland, Vorsitzender des Verbands der Hamburger Schulleitungen (VHS), wirft Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) Wortbruch vor: „Die Senatorin hat uns zweimal zugesagt, uns bei allen wesentlichen Veränderungen der Schullandschaft zu beteiligen. Dies ist wieder nicht geschehen.“

So musste sich der Verband auf inoffiziellem Weg die am 7. Februar aktualisierte Fassung besorgen, um auf der gestrigen Versammlung im Gymnasium Allee über das Gesetz zu beraten. Dinges-Dierig will den Rektoren die Verantwortung für das Schulbudget und Personalführung übertragen. Zudem sollen sie mit der Behörde und mit jedem Lehrer jährliche „Ziel- und Leistungsvereinbarungen“ treffen und auch mit Schülern Verträge schließen. „Ich weiß nicht, wer dies alles machen soll? Es kommt wesentlich mehr verschriftlichte Arbeit auf uns zu“, mahnte VHS-Vize Ulrich Mumm und spottete: „Die Schulleitungen werden durch diese Reform so gestärkt, dass sie vor Kraft kaum laufen können.“

Denn für diese Arbeit gebe es keine Ressourcen. Wollten die Schulen einen Verwaltungsfachmann anstellen, müssten sie die Klassen vergrößern. Auch die hochdotierten Stellen für die geplante Inspektion, die alle Schulen durchleuchtet, würden nun aus dem Lehrkapital bezahlt.

Der VHS moniert zudem, dass das Gesetz „überhastet“ eingeführt werde und die Selbstverantwortung an 18 Probeschulen nicht zuvor evaluiert wurde. Mumm: „Der Erfolg des Modells wird schlicht behauptet.“

Behörden-Sprecher Thomas John erklärte, man habe nicht den VHS, aber die Schulleiter „sehr frühzeitig“ einbezogen. Ferner werde in diesem Jahr nur mit den Zielvereinbarungen begonnen, und die Personal- und Budgetverantwortung erst später übertragen. Kaija Kutter