Berlusconi sieht sich als Verfolgter der Justiz

ITALIEN Der Medienzar schlägt wegen des unerwartet harten Urteils nach allen Seiten aus. Er könnte sogar die Koalitionsregierung zu Fall bringen. Deutschstämmige Sportministerin zurückgetreten

ROM dpa/taz | Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi (76) hat empört auf das Urteil gegen ihn reagiert und „Widerstand“ angekündigt. „Ich war wirklich überzeugt, dass sie mich freisprechen, weil es nach den Fakten keine Möglichkeit gab, mich zu verurteilen“, sagte er in einer Stellungnahme nach seiner Verurteilung zu sieben Jahren Haft und einem lebenslangen Verbot der Bekleidung öffentlicher Ämter im spektakulären „Ruby“-Prozess am Montag.

„Stattdessen wurde ein unglaubliches Urteil gesprochen mit einer noch nie gesehenen Gewalt, um mich aus dem politischen Leben dieses Landes auszuschließen“, klagte Berlusconi. Ihm waren Prostitution Minderjähriger und Amtsmissbrauch vorgeworfen worden. „Es ist nicht nur eine Sache von Ungerechtigkeit, es ist ein Angriff gegen alle Italiener, die an mich geglaubt haben und Vertrauen in meinen Einsatz für das Land hatten“, sagte der Medienzar.

Er werde der Verfolgung Widerstand leisten und seinen Kampf für ein wirklich freies und gerechtes Italien fortsetzen, kündigte der dreifache Ministerpräsident an. Er wollte sich noch am Dienstag mit Ministerpräsident Letta beraten.

Einen Rücktritt musste die italienische Regierung dann am Montagabend auch noch hinnehmen. Die aus Deutschland stammende italienische Sportministerin Josefa Idem trat nach Vorwürfen des Steuerbetrugs zurück. Die Kanu-Olympiasiegerin soll von 2008 bis 2011 keine Vermögenssteuer für ihr Fitnessstudio gezahlt haben. Sie hatte dort ihren Hauptwohnsitz gemeldet, obwohl ihr Mann und ihre Kinder woanders lebten.

Regierungschef Enrico Letta sagte, er glaube, dass Idem schnell von jedem Verdacht freigesprochen werde. Er dankte ihr für die gute Zusammenarbeit und betonte: „Ich hoffe, dass jetzt ihr Privatleben und das ihrer Familie geschützt wird.“