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: Ahn Hyun-Soo

In Salzburg verfolgt man die olympischen Shorttrack-Wettbewerbe mit besonderem Interesse. Das liegt an den Olympia-Ambitionen der Mozartstadt für 2014. Nachdem die Bewerbung für die Austragung der Winterspiele 2010 gescheitert ist, versuchen es die Österreicher nun noch einmal. Mitbewerber ist die südkoreanische Stadt Pyeongchang. Die schnitt bei der letzten Wahl, bei der Vancouver zur Olympiastadt gekürt wurde, überraschend gut ab und gilt als einer der Hauptkonkurrenten Salzburgs. Dass Südkorea überhaupt ernst genommen wird in der Wintersportwelt, das liegt unter anderem an den Shorttrack-Läufern.

Wahrscheinlich drücken die Salzburger dem US-Amerikaner Apolo Anton Ohno immer besonders die Daumen, weil der einer der wenigen ist, der den Südkoreanern Paroli bieten kann. Erst seit 1992 ist Shorttrack olympisch, seit 1992 haben Sportler aus Südkorea in dieser Disziplin elf Goldmedaillen gewonnen. Seit 1992 ist Südkorea eine Wintersportnation. Die Korea Times jedenfalls ist sich sicher, dass die Chancen von Pyeongchang gestiegen sind seit dem Goldlauf des 20-jährigen Ahn Hyun-Soo über 1.500 Meter am Sonntag in Turin. Der freute sich natürlich, fand es aber auch schade, dass er es im Endlauf nicht mit Apolo Anton Ohno zu tun bekommen hatte. Der war im Halbfinale ins Straucheln geraten. „Alle Koreaner hatten ein Rennen zwischen Ohno und mir erwartet. In diesem Sinne bin ich enttäuscht“, meinte der Sieger. Etliche Koreaner hatten vor vier Jahren dem US-Star böse E-Mails und sogar Todesdrohungen geschickt. Ohno war am Salt Lake nämlich nur deshalb Olympiasieger über 1.000 Meter geworden, weil der Schnellste im Finale, der Südkoreaner Kim Dong-Sung, disqualifiziert worden war.

Vom amerikanisch-koreanischen Racheduell war viel geschrieben worden im Vorfeld der Spiele. Doch auch wenn Ohno das Finale erreicht hätte, er wäre nicht der Favorit gewesen. Zu dominant ist in den letzten beiden Jahren Ahn Hyun-Soo aufgetreten. Er ist der Erste, der es schaffen könnte, mit vier Short-Track-Medaillen von Olympischen Spielen heimzukehren.

Noch weiß die Wintersportwelt wenig über den südkoreanischen Dominator. Als Grundschüler hat er einst das Schlittschuhlaufen gelernt. Dass er einmal Shorttracker werden würde, das wusste er seit 1994. Da bewunderte der damals 12-Jährige seinen Landsmann Chae Ji-Hoon, als der in Lillehammer zwei Goldmedaillen holte.

Als Hobby gibt der Sportstudent aus Seoul Einkaufen an. Immerhin so viel ist bekannt. Vielleicht weiß die Sportwelt ja bald mehr über den 63-Kilogramm-Renner – wenn er böse E-Mails aus Salzburg erhält, zum Beispiel. ANDREAS RÜTTENAUER