sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag findet in der Humboldt-Universität (Unter den Linden 6, 19 Uhr) die Auftaktveranstaltung einer Konferenz unter dem reißerischen Titel „Lizenz zum Terror“ statt, doch es geht nicht – oder nur am Rande – um den NSU. Vielmehr geht es um die Nazis, die am 30. Januar 1933 ihre Macht in Deutschland zementierten, und darum, wie und durch wen sie an die Macht kamen. Kurt Pätzold, Elfriede Brüning oder Otto Köhler sprechen auf der Konferenz, die der BdA-VVN organisiert hat, doch leider will man dort partout nicht von der These abrücken, ja, sie nicht einmal kritisieren, derzufolge hauptsächlich die deutsche Wirtschaft an dem Erstarken der Nazis interessiert gewesen sei. Man weigert sich in diesen Kreisen beharrlich, von der kommunistischen Faschismus-Analyse der Siebziger abzuweichen, sieht nicht die Dynamik und Faszination, die der Faschismus (der übrigens etwas anderes ist als der Nazismus) gerade auch auf die Arbeiter_innenbewegung ausgeübt hat (obschon dies etwa Zeev Sternhell schon in den frühen 70er Jahren nachgewiesen hat), und folgt stattdessen einer naiven „Die da oben, wir da unten“-Logik. Gerade der NSU und sein Umfeld sowie die NPD und andere rechte Vereinigungen blamieren heutzutage diese These gründlich.

Zeitgleich wird im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr) über „Neue Widerstandsformen“ gesprochen, denn der Sturm ist da: „Generalstreiks in Serie, ein Streik jagt den anderen, Betriebsbesetzungen, Massenkundgebungen, Massendemonstrationen im Dutzend und flächendeckend“, heißt es in der Ankündigung, ja sogar „das Volk steht auf“. Doch: „niemand erhört seine Stimmen und Forderungen“. Hat das Volk keinen Twitteraccount? Was ist mit Facebook? Was mit Indymedia? Sicher ist es gut, nach neuen Widerstandsformen zu forschen, in einer Zeit, in der die staatsgelenkte Demokratie alles vereinnahmt. Aber „Das Volk steht auf“? In toto? Also bitte!

Am Samstag wird in der KvU (Kremmener Straße 9–11, 15 Uhr) um die Räume gekämpft, die die Untenkirche noch innehält, dort geht es laut Veranstalter_innen mit Redebeiträgen und Musik „gegen Verdrängung, Zwangsräumungen und Moppelkotze“. Geht es auch gegen Fliewatüüt und Mullepulle? Kinders, nur weil die anderen infantil sind, muss man’s nicht gleich auch sein.

Am Dienstag schließlich wird in der Erreichbar (Reichenberger Straße 63a, 19 Uhr) der „Der Wert und die abstrakte Arbeit“ erklärt, auch Nichtmarxolog_innen dürfen vorbeischauen.

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