UNTERM STRICH

„Alav e Romengo“ („Das Wort Roma“) heißt die aktuelle Ausstellung des Roma-Kulturmuseums in der serbischen Hauptstadt Belgrad, des einzigen Roma-Museums auf dem Balkan. Sie ist noch bis zum Sommer zu sehen. meldet epd. Das Projekt sei in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek entstanden, viele der Dokumente, Bücher, Zeitungen und Artefakte seien auch im Internet zu sehen. Dragoljub Acković (55) ist der Direktor des Museums, das eher ein Zentrum zum Abbau der Vorurteile als ein Museum sei. „Wenn jemand hier erfährt, wie alt die Geschichte der Roma ist oder wann die ersten Bücher gedruckt wurden, dann wird er, so hoffe ich, anders über uns denken“, sagt er. Im 10. Jahrhundert haben Roma den Balkan erreicht. Heute sind sie in Serbien die am stärksten diskriminierte Minderheit. Im Museum kann man erfahren, dass das nicht immer so war: „Während im 15. Jahrhundert in Brandenburg für jeden toten Roma ein Taler bezahlt wurde, hatten Roma hier in Belgrad damals alle bürgerlichen Rechte. Im 19. Jahrhundert schon saßen sie im serbischen Parlament, und keiner weiß, dass heute in der Serbischen Akademie der Wissenschaften mehrere Roma vertreten sind“, sagt Direktor Dragoljub Acković. Roma-Organisationen gehen davon aus, dass heute 800.000 Roma in Serbien leben. Die meisten Roma sind nicht krankenversichert, 95 Prozent von ihnen sind Analphabeten, und 60 Prozent der Kinder beenden die Grundschule nicht. Im Jahr 2009 hat Serbien ein Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet. Seit der Eröffnung des Museums im Zentrum von Belgrad zählen Schulklassen zu den ständigen Besuchern. Sie lernen, dass einst in manchen Jahren mehr Bücher in Romanes als in Serbisch gedruckt worden sind.