DIE WERBEPAUSE

Der Sinn von Werbung ist es ja, einer bestimmten Zielgruppe ein für sie relevantes Produkt anzudienen. Wer sich von einem Spot für Hämorrhoidensalbe nicht angesprochen fühlt, hat offenbar hintenrum keine medizinischen Beschwerden.

Shoppingzentren braucht im Gegensatz zu Hämorrhoidensalbe allerdings jeder irgendwann mal. Da wäre es doch dumm, wenn so Kinkerlitzchen wie Sprachprobleme dem Einkaufsvergnügen im Wege stünden. Und so umwirbt das Berliner Ring-Center potenzielle Kunden nun auf Plakatwänden auch inTürkisch und Polnisch – zwei in der Hauptstadt weitverbreitete Sprachen.

Man braucht die Aufschrift nicht zu verstehen, um die Botschaft zu begreifen: Du musst nicht Deutsch können, um bei uns einzukaufen. In anderen Lebensbereichen mögen mangelnde Sprachkenntnisse ein Hindernis sein – wir sprechen die Sprache des Geldes, und die ist universal.

Im Gegensatz zur Politik verdammen die Werbestrategen die so genannten Parallelgesellschaften nicht, sondern umarmen sie. Aus ihrer Perspektive ist das gelungene Integration: Wenn Berliner und hier lebende Ausländer in den gleichen Geschäften einkaufen, sich ihr Geld in den Kassen vermischt, kommt es zu einer Verschmelzung, die auf dem Schulhof oder in der Nachbarschaft oft längst nicht so reibungslos funktioniert.

Damit die potenziellen Kunden sich auch optisch angesprochen fühlen, entsprechen die jeweiligen Models dem Phänotyp des Landes, in dessen Sprache das Plakat gehalten ist. Nur einen kleinen Mangel hat die Kampagne: Die angegebene Website kann nur Deutsch. DENK